Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

Rhurkraut (081) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Zeiland (083)
 

Von Kartendistel. Cap. LXXXII.

 

Abbildung Weiß Kartendistel
Weiß Kartendistel ( CXXVI )
Abbildung: Seite 242

Deutsch: Karde, Weber-
English: Fuller's Teasel
English: Teasel, Fuller's
Francais: chardon à foulon
Latein: Dipsacus sativus
 

Abbildung Braun Kartendistel
Braun Kartendistel ( CXXVII )
Abbildung: Seite 243

Deutsch: Karde, wilde
Deutsch: Karde, Schutt-
Deutsch: Karde, Wald-
English: Teasel, wild
English: Teasel, common
Francais: cardère sauvage
Latein: Dispacus fullonum

Namen.

K
Artendistel werden auch Bubenstreel / unn Weberkarten genent / dann die wollweber brauchen sölche distel unn streel jre tücher und wollen darmit zu karten. Griechisch würt diß kraut Dipsacos / Lateinisch Labrum veneris / unn Cardvus veneris geheyssen. In den Apotecken nent mans Virgam pastoris / und Cardum fullonum. Ursach sölcher vilfeltiger namen haben wir gnugsam in dem Latein angezeygt / ist nit not dem Leyen / als dem der sölcher spraachen nit verstendig ist / auff diß mal mit verdruß sölche zuerzelen..

Geschlecht.

   Der Kartendistel seind zweyerley geschlecht / zam unnd wild. Das zam geschlecht der Kartendistel hat breytere bletter / und tieffer zerkerfft dann das erst. Seine blumen seind weiß / und die Ygels köpflin haben scharpffe herumbgebogne häckle. Das geschlecht haben wir weiß Kartendistel genent. Das ander Kartendistel geschlecht hat schmelere bletter / und nit so tieff zerschnitte. Seine blumen seind leibfarb / oder purpurbraun / sonst den ersten fast gleich / das haben wir leibfarb oder braun Kartendistel geheyssen.

Gestalt.

   Kartendistel hat unden einen runden / oben aber einen ecketen hohen dornechten stengel / mit gewerben underscheyden. An einem yeden gewerb aber steen zwey lange bletter gegeneinander gesetzt / dardurch ist der dornecht stengel gewachsen. Dise bletter seind dem Lattich nit seer ungleich / unn haben am hindern teyl in der mitten vil dörn und stachel. In gemellten blettern findt man fast yeder zeit wasser. Die stengel bringe oben an den gipfflin rauhe Ygels köpflin mit scharpffen häcklin / zwüschen welche dringen kleine weisse / oder leibfarb blümle herauß. Die heüßle der blumen vergleichen sich der Bynen heüßlin. Nach der blüet findt man in den heüßlin den samen. So aber die köpflin vonn einander gespalten werde / findt man in dem weissen marck / doch nit in allen / würmlin / welche ich zum offtermal / fürnemlich im Mertzen und Aprillen / gesehen hab.

Statt seiner wachsung.

   Kartendistel wechst an den feüchten orten / bey den wassern unnd brunnen. Darumb ettlich der Griechen meynen / das es der ursach halben Dipsacos sey genent worden.

Zeit.

   Im Brachmonat und Hewmonat blüen die Kartendistel am meysten.

Die natur und complexion.

   Die wurtzel dises krauts ist im andern grad trucken / und seubert ein wenig.

Die krafft und würckung.

   Die wurtzel in wein gesotten / darnach gestossen biß sie einem pflaster gleich würdt / über die fistel und den zerschrunden affter gelegt / heylet sie. Man mag aber sölche artzney über jar in einer ertzin büchsen behalten. Ettlich sagen auch das gedachte artzney die wärtzen vertreib. Das wasser so zwüschen den blettern gefunden würdt / ist gut den trüben augen / darmit gewäschen. Gedachts wasser vertreibt auch alle flecken under den augen darmit gewäschen. Die würmlin so etwan im marck diser Karten gefunden werden / seind gut für das viertäglich feber / jngewickelt / unnd am hals oder arm getragen / wie Dioscorides schreibt.

nach oben

Rhurkraut (081) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Zeiland (083)