Rocken
( CCCCXXXIX )
Abbildung: Seite 761
Deutsch: Roggen
English: Rye
Francais: seigle
Latein: Secale cereale
Namen.
R
Ocken korn ist nit Siligo zu Latein genent / wie ettlich meynen. Dann nach anzeygung Plinii im
xviii. buch / am
ix. capitel / so würt auß dem Siligine das lieblichst / zärtest / unnd weissest brodt gemacht. Auß dem
Rocken aber würt das aller gemeinst / schwartzest und schwerst brodt gebachen / welchs allein der
gemein man unn die armen / zu enthaltung des hungers / gebrauchen.
Item Siligo bringt ein
äher das steet
gestracks übersich / aber des
Rocken ähern sehen undersich zu der erden. Darzu so hatt Siligo schöne weisse glatte körner / in vilen
sprewern verschlossen / aber des
Rocken same oder korn ist schwartz / mit vil fürchlin geziert / unn in wenig hülsen oder
spreüwern verschlossen. So hatt auch Siligo an den ähern kein spitzlin / und ist doch des
Rocken
äher von spitzlin gantz
rauch / wie wir dann sölchs weitleüffiger in unserm Lateinischen kreüterbuch haben angezogen. Des
Rocken aber rechter name bey dem
Plinio ist Secale und Farrago.
Gestalt.
Rocken hat einen halm dem Weytzen gleich / doch zärter unn lenger / mit scharpfen rhorechten graßscheyden angezogen / an yedem knopff ein besondere. Der knöpff aber werden gemeinlich vier an yedem halm / daher der
Rocken höher steigt weder andere frücht. Seine
äher werden
rauch / steen selten übersich / sonder biegen sich fast allwegen unndersich gegen der erden. Blüet bleychgeel. Der sam ist nit wol in den hülsen verschlossen / darumb würt er schwartz / schmutzig und unliedlich anzusehen.
Statt seiner wachsung.
Rocken wechßt schier in eim yeden erdtrich / darumb er fast allenthalben gebawt würt in unsern landen / fürnemlich aber im Rieß und Beyerland.
Zeit.
Rocken würt zwey mal im jar gesäet. Erstlich im
Herbstmonat und
Weinmonat / bleibt also über winter ein grüner waß / gegen dem früling scheüßt er in seine helm. Würt derhalben winter
Rocken geheyssen. Sölcher
Rocken
zeitiget nach der
blust in fünff wochen. Das ander summerkorn säet man im früling mit der Gersten. Werden beyde im
Hewmonat jngesamlet.
Die natur und complexion.
Rocken ist mehr wermer und trückner weder der Weytzen / doch nit so trucken als gie Gersten oder der Dinckel.
Krafft und würckung.
Rocken ist etwas
zäch und schleimerig / darum er leichtlich verstopffung gebiert. Das brodt so auß dem
Rocken gemacht würt / in sonderheyt so es nit wol gebeutlet ist / beschwert den magen. Darumb es nur für das gemeine volck / das do arbeytet / und speiß bedarff die wol settiget / sol gebraucht werden.
stinckendem Andorn (294)
Glidkraut (296)