Glidkraut
( CCCCXL )
Abbildung: Seite 762
Deutsch: Ziest, aufrechter
English: Hedge-nettle, upright
English: Woundwort, perennial yellow
Francais: crapaudine
Latein: Stachys recta
Namen.
G
Lidkraut hat on zweifel seinen Teütschen namen daher überkommen / das man sölch kraut zu den verwundten glidern am fürnemsten gebraucht hat. Bey den Griechischen und Lateinischen würt es Sideritis auß gleicher ursachen genent / wie wir sölches in unserm Lateinischen kreüterbuch haben angezeygt.
Gestalt.
Glidkraut hat einen rauhen harigen vierecketen stengel / einer elen hoch. Die bletter seind dem Andorn etwas gleich / aber lenger / fast wie die Salbey bletter gestalt / doch schmeler unnd kleiner. Umb den stengel zu ringßumbher gewindt diß gewechß weißgeele blumen in hülsen oder heüßlin verschlossen / in welchen
nach abfallung der blumen würt gefunden schwartzer runder samen. Die wurtzel ist dünn und
geel.
Statt seiner wachsung.
Glidkraut wechßt gern an rauhen steinigen unn ungebawten orten / zu zeiten auch in den wisen und graßgärten / in sonderheyt neben den zeünen derselben.
Zeit.
Glidkraut blüet im
Brachmonat / und fort an biß in Herbst hinein.
Die natur und complexion.
Glidkraut seubert / und zeücht ein wenig zusamen. Doch ist das mehrer teyl daran feücht / und mittelmässig kalt.
Krafft und würckung.
Die bletter des Glidkrauts grün zerstossen und übergelegt / heylen die wunden / und treiben hindersich die
hitzigen geschwulst und beulen. Diß kraut ist also krefftig / das es so bald mans über die wunden bindt / das blut stellet. Hie muß ich gedencken des grossen jrthumbs ettlicher Apotecker unsers Teütschen lands / die diß gegenwertig gewechß für Chamaepytin / das man Ye lenger ye lieber nent / gebrauchen / dann es das recht nit ist / wie wir sölches weiter hernach in seinem Capitel wöllen anzeygen.
Rocken (295)
welschem Hirß (297)