Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Grindkraut. Cap. CIX.

 

Abbildung Grindkraut
Grindkraut ( CLIX )
Abbildung: Seite 301

Deutsch: Kreuzkraut, gewöhnliches
Deutsch: Greiskraut, gewöhnliches
English: Groundsel, common
Francais: senecon commun
Latein: Senecio vulgaris

Namen.

G
Rindkraut würt von den Griechen Erigeron / von den Lateinischen Senetio geheyssen auß diser ursach / dann es im anfang des Lentzen so wol verblüet hat als mitten inn der ernd / unnd bringt mit sich ein grawe oder weisse wollen / die ist gleich dem grawen haar der allten menschen / wie wir sölchs weitleüffiger in unserm Lateinischen kreüterbuch haben angezeygt.

Geschlecht.

   Des Grindkrauts findt man zweyerley geschlecht. Eins ist seer gemein unn nit hoch. Das ander aber groß / und eins lieblichen geruchs. Darumb das erst gemein Grindkraut soll genent werden / das ander aber groß Grindkraut.

Gestalt.

   Gemein Grindkraut hat einen braunroten stengel / an welchem wachsen bletter die seind ringßumbher zerschnitten als der zam weiß Senff / doch nit so tieff zerkerfft. An den gipffeln des stengels wachsen geele knöpffechte blumen die werden seer bald zu grawem harechten samen / der fleügt darvon. Die wurtzel ist lang und zasecht / doch on allen nutz und gebrauch. Das groß Grindkraut ist mit seinem stengel / schartechten unn zerkerfften blettern / geelen knöpffechten blumen / und wollechten fliegenden samen / dem gemeinen aller ding gleich / außgenommen das es grösser / lenger / unn höher ist / die bletter breyter / äschenfarb / und eins lieblichen geruchs.

Statt irer wachsung.

   Das erst geschlecht des Grindkrauts findt man allenthalben in den zwibel und krautgärten / auch bey den zeünen und mauren. Das ander geschlecht würdt aber nit allenthalben gefunden / sonder auff den allten mauren / ettwan auff gantz sandigen wegstrassen.

Zeit.

   Das gemein Grindkraut würt beynach über jar gefunden. Dann im anfang des Lentzen ist es grün / blüet / unnd gewindt seinen wollechten samen. Ist diser gestalt nach den gantzen summer biß in den kallten winter zufinden.

Die natur und complexion.

   Die Grindkreüter haben ein vermischte natur und complexion / dann sie külen und verzeren mittelmässig.

Die krafft und würckung.

   Die bletter und blumen mit wenig wein oder allein zerstossen / und übergelegt / heylen unnd zerteylen die hitzigen geschwulst der gemechten / unnd des hinderns. Mit Weyrauch pulver vermischt / heylen sie allerley wunden / auch der flachßadern. Gleiche krafft hat der wollecht samen mit essig angestrichen und auffgelegt. Doch sol derselbig nit in den leib genommen werden / dann er erwürgt. Das gantz kraut mit wasser gesotten / und mit süssem wein getruncken / legt den schmertzen des magens / so von der gallen entstanden ist. Der safft der Grindkreüter getruncken / stillt das blut speien / tödt die würm / und ist bequemlich den lebersüchtigen. Die woll mit saltz vermengt unnd warm übergelegt / vertreibt die kröpff.

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