Melissen ( CCLXXXI )
Abbildung: Seite 500 Deutsch: Immenblatt
Deutsch: Bienensaug
English: Balm, bastard
Francais: mélisse puante
Latein: Melittis melissophyllum
Wantzenkraut ( CCLXXXII )
Abbildung: Seite 501 Deutsch: Melisse, Zitronen-
English: Balm, lemon
English: Balm
Francais: mélisse
Francais: citronelle
Latein: Melissa officinalis
Namen.
M
Elissen nent man auch Hönigblum. Bey den Griechen würdt sie Melissophyllon oder Meliphyllon / zu Latein Apiastru und Citrago / in den Apotecken Melissa geheyssen. Dise namen aber alle hat sie überkommen darumb das die Immen oder Bynen ein sondere lieb unnd begird zu disem kraut haben / und das hönig darauß saugen.
Geschlecht.
Man findt zu unsern zeiten zwey geschlecht der Melissen. Eins das über die massen wol reucht / wie die Citrinat öpffel / und sölchs ist on zweifel das recht. Das ander reucht auch / aber fast unlieblich / dann sein geruch ist seltzam / den stinckenden wantzen nit seer ungleich / darumb es auch würdt Wantzenkraut genent. Ist nit das recht Melissen / dann die Bynen nit vil darmit zethun haben / wie mit dem ersten / das so einen lieblichen geruch hat / das auch ein gantz gemach darinn es ligt / ein guten geschmack darvon überkompt.Gestalt.
Melissen hat stengel unnd bletter dem schwartzen Andorn gleich / aber der stengel würt nit hoch. Die bletter seind vil grösser unn zärter / auch nit so rauch / eins guten lieblichen geruchs / wie die Citrinat öpffel. Die blume seind leibfarb. Die wurtzel gantz schlecht und holtzecht. Das Wantzenkraut hat einen vierecketen stengel / der ist einer elen hoch. Die bletter seind den blettern der rechten Melissen ettwas gleich / aber nit so groß / eines seltzamen geruchs / gleich wie die wantzen oder wandleüß. Seine blumen die sie ringßumb den stengel gewindt seind weiß oder bleychgeel / in kleinen heüßlin begriffen / inn denselbigen samlet sich nach der blust der samen / der ist kleiner dann der samen der Agley. Seine wurtzel hat vil nebenwurtzelen durch einander / darmit sie sich hin und wider in der erden flicht / wie die Nessel.Statt irer wachsung.
Das erst geschlecht unn recht Melissa wechßt nit an allen orten / würt in wälden gefunden umb Ingolstat und Onoltzbach / do ichs dann überflüssig gesehen hab. Das Wantzenkraut zilt man allenthalben in gärten.Zeit.
Im Brachmonat und Hewmonat blüen beyderley geschlecht der Melissen.Die natur und complexion.
Melissa ist warm im andern grad / und trucken im ersten.Die krafft und würckung.
Melissen bletter in wein gesotten und getruncken / oder aber den leib mit sölchem wein bestrichen / seind nützlich und gut wider die bissz der schlangen / und andrer vergifften thier. Das kraut gesotten unn ein lenden bad darauß gemacht / bringt den frawen jr zeit. Das wasser darinn das kraut gesotten im mund gehalten / stillt den weetagen der zän. In der rote rhur ist diß kraut nützlich zu den clystieren gebraucht. So einer gifftige schwammen gessen het / der soll von disem kraut trincken. Man sol auch ein latwerg auß den blettern denen zu gebrauchen machen / die dem athemb nit mögen haben dann auffrecht. Mit saltz vermengt und zerstossen übergelegt / verzeren sie die kröpff. Reynigen unn seubern die wunden. Sie lindern den schmertzen der gleych übergeschlagen. So man die Ymmenkörb mit disem kraut reibt / so fliegen die Binen nit hinweg. So einer von Ymmen gestochen würt / der sol diß kraut überlegen / so legt es den schmertzen. Es verhütet das auffsteigen der muter. Ist fürtreffenlich gut denen so traurig unn schwärmütig seind / in wein gesotten und getruncken / oder einen zucker und Conserven darauß gemacht / dann es macht frölich. Der safft auß den blettern getruckt / und inn die augen gethon / macht ein klars gesicht. Man schreibt auch das der gebrauch diß krauts sinnreich mache / und gute leichte tröum.

