Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Wegerich. Cap. XI.

 

Abbildung Rot wegerich
Rot wegerich ( XXI )
Abbildung: Seite 68

Deutsch: Wegerich, großer
Deutsch: Breitwegerich
English: Plantain, common
English: Plantain. great
English: Waybread
Francais: plantain grand
Latein: Plantago major
 

Abbildung Breyter wegrich
Breyter wegrich ( XXII )
Abbildung: Seite 69

Deutsch: Spitzwegerich
Deutsch: Wegerich, mittlerer
English: Ribwort
English: Plantain, English
English: Plantain, hoary
Francais: plantain moyen
Latein: Plantago media
Latein: Plantago lanceolata
 

Abbildung Spitziger wegerich
Spitziger wegerich ( XXIIf )
Abbildung: Seite 70

Deutsch: Spitzwegerich
English: Ribwort
English: Plantain, English
Francais: plantain lancéolé
Latein: Plantago lanceolata

Namen.

W
Egerich oder Schaaffzungen / würt auff Griechisch unn Lateinisch Arnoglossum genent. Er würt auch diß kraut zu latein Plantago geheyssen / welcher name inn den Apotecken bliben ist. Schaaffzung aber würdt es genent derhalben das sein blatt einer schaaffzungen gleich ist.

Geschlecht.

   Nach anzeygung Dioscoridis / und aller allten so von den kreütern geschriben haben / seind des Wegerichs zwey geschlecht / groß und klein. Aber bey uns werden gefunden drey geschlecht / der groß / mittelst / und der spitzig wegerich / den man auch den schmalen nent. Den grossen nent man roten wegerich. Den mittelsten / breyten. Den dritten aber spitzigen wegerich / darumb das er spitzige und schmale bletter hat / wie der groß / breyte. Würt aber roter wegerich der ursach halben geheyssen / das seine äher mit dem samen ein wenig rotbraun seind.

Gestalt.

   Der groß Wegerich hat breyte bletter wie der Mangolt / die haben außwendig siben ripp / die sich alle am ende des blats gegen der wurtzel zusame tragen. Gewindt runde / oder zu zeiten / wie auch Dioscorides meldet / eckete harige stengel / einer spannen hoch / rotfarb / die seind von der mitte an biß an den gipffel zu ringßumb mit samen umbgeben und bedeckt. An seinen ähern findt man zuzeiten geele / unnd etwan auch grüne / blümlin. Sein wurtzel ist zart / zaserechtig / weiß / in der grösse eins fingers. Der mittelst unnd breyt Wegrich ist ein wenig kleiner. Seine bletter / die auff der erden als ein stern außgebreyt ligen / seind rauch unnd harig / mit siben gefalten rippen / ein yedes blatt so es volkomen ist einer zungen gleich. Die stengel seind rund / harig / spannen hoch / die tragen zu oberst weisse / mit purpurbraun vermischt / geäherte wolriechende blumen. Die wurtzel ist der vorigen gleich. Des spitzigen Wegerichs bletter seind schmeler / kleiner / weycher / gletter / unn zarter. Seine stengel seind ecket / neygen sich zur erden / tragen zu oberst bleychfarb geäherte blumen.

Statt seiner wachsung.

   Der groß Wegrich wechst gern an feüchten orten. Deßgleichen auch der spitzig / doch auch an den rheynen / in gärten / und wisen.

Zeit.

   Blüen allesampt gegen dem Meyen unnd Brachmonat. Der sam mag im Augstmonat gesamlet werden.

Die natur und complexion.

   Wegrich kület unnd trücknet im andern grad.

Die krafft und würckung.

   Wegrich bletter trücknen auß / unnd ziehen zusamen. Darumb werden sie nützlich gebraucht zu allerley bösen / flüssigen unnd unreynen wunden. Wegerich stellet das blut / unnd die rote rhur / in sonderheyt der samen mit wein getruncken. Die bletter übergelegt heylen den wolff / unnd alle fliessende schäden. Mögen auch nützlich übergelegt werden denen so von wütenden unnd rasenden hunden gebissen seind. Item dem brand / den hitzigen apostemen / ohrmützel / unnd geschwulsten der drüß. Mit saltz übergelegt / vertreiben sie die kröpff. Der safft von den blettern ist gut zu der mundfeule / so man den mundt zum offtermal im tag darmit wäscht. In die fistel gethan / heylet er dieselbigen. Er ist auch seer bequem den keichenden gegeben / unnd denen so den fallenden siechtagen haben. In die ohren gethan / nimpt er hinweg jhren schmertzen. In die augen gethan / leschet er die hitz derselbigen. Dienet auch wol denen so das zanfleysch blutet / und stäts blut außspeien. Gemellter safft getruncken / oder in die weiblichen scham gethan / stopfft der weiber kranckheyt. Wegerich same mit wein getruncken / stellet das blut außspeien. Die wurtzel von Wegrich gesotten und mit dem wasser den mund außgespület / oder die wurtzel under den zenen kewet / benimpt das zanwee. Die wurtzel auch sampt den blettern in süssem wein getruncken / heylen die geschwär der blasen unnd nieren. Seind auch gut zu der verstopffung der leber unnd nieren. Drey diser wurtzel in vier lot wein unnd sovil wasser getruncken / vertreiben das drittäglich feber. Der gleichen vier / das viertäglich. Ettlich hencken Wegrich wurtzel an den hals / vermeynen die kröpff darmit zuvertreiben.

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