Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Kuchenschell. Cap. CCCXLIIII.

 

Abbildung Kuchenschell
Kuchenschell ( CCCCCXII )
Abbildung: Seite 881

Deutsch: Küchenschelle
Deutsch: Kuhschelle
English: Flower pasque
Francais: coquelourde
Latein: Pulsatilla vulgaris

Namen.

K
Uchenschell würdt allso genent / darumb das seine blumen den schellen oder Cimbaln gleich seind. Würdt von ettlichen Hackerkraut geheyssen. Bey den Griechen ist diß gewechß Anemone agrios / und zu Latein Anemone sylvestris genent worden / wie wir sölchs an eim andern ort klärlicher wöllen anzeygen. Sonst heyßt mans Herbam venti.

Gestalt.

   Kuchenschell hat vil harige stengel / anderhalb spannen lang ungevärlich. Seine bletter sind dem Fenchelkraut gleich / oder dem Coriander / doch vil zärter und hariger / ligen gemeinlich außgebreyt auff der erden. Am gipffel der stengel gewindt sie jhre schöne purpurbraune blumen / die vergleichen sich den schellen / haben inwendig geele fäßlin wie die rosen. Dise blumen thun sich am meysten auff so der wind wäet. So dise blumen abfallen / so erscheinet darnach ein grawer hariger runder kopff / die har aber seind graw mit braun vermengt / gestalt wie die Sewbürsten. Die wurtzel ist schwartz und zasecht. Das gantz gewechß ist scharpff / unnd eins brennenden geschmacks auff der zungen / wie der scharpff Hanenfuß und Aron.

Statt seiner wachsung.

   Kuchenschell wechßt gern auff den dürren sandigen bergen / deßgleichen in den wälden.

Zeit.

   Die Kuchenschell blüet zeitlich / dann gar bald im Mertzen fahet sie an zu blüen. Werden darnach den gantzen summer blumen daran gefunden / dann ich sie noch im Hewmonat und später mit schönen blumen gesehen hab.

Die natur und complexion.

   Die Kuchenschell ist seer hitzig und trucken / nemlich im vierdten grad / wie der Senff / das man auß dem geschmack / der do über die massen scharpff ist / wol kan abnemen.

Krafft und würckung.

   Dieweil diß kraut hefftig auff der zungen brennt / mag es zu etzen gebraucht werden / dann es an sich zeücht / und alle feüchtigkeyt so inwendig im leib ist / herauß locket. Die wurtzel gekewet / zeücht die zähen feüchtigkeyt auß dem haupt.
   Der safft von der wurtzel in die nasen gethon / reyniget das haupt. In die augen getropfft / verzert er die groben fäl so darinn gewachsen seind / und macht ein klar gesicht. Das kraut und stengel mit gersten von jhren hülsen gereyniget / gesotten und gessen / mehret die milch. Deßgleichen thun sie grün zerstossen über die brüst gelegt. Der gestalt gebraucht / heylen sie die rauden / und andere unsauberkeyt des leibs. Sie reynigen auch der gestalt übergelegt die unsaubern und unreynen schäden. Gleiche krafft hat der safft auch / so auß dem kraut und stengeln getruckt würdt. Ein woll darinn getunckt unnd in die weibliche scham gethon / bringt den frawen jhre kranckheyt. Er heylet auch die unreynen wunden so er darinn gethon würt.

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