Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Ye lenger ye lieber. Cap. CCCXLI.

 

Abbildung Ye lenger ye lieber weible
Ye lenger ye lieber weible ( CCCCCVII )
Abbildung: Seite 873

Deutsch: Günsel?
English: Bugle?
Latein: Ajuga?
 

Abbildung Ye lenger ye lieber mennle
Ye lenger ye lieber mennle ( CCCCCVIII )
Abbildung: Seite 874

Deutsch: Günsel, gelber
English: Bugle, yellow
English: Ground-pine
Francais: ivette
Latein: Ajuga chamaepitys

Namen.

Y
E lenger ye lieber würt von den Griechen Chamaepitys genent / zu Latein Aiuga / oder Abiga / von etliche Ibiga. Daher kompts das es in den Apotecken Iua geheyssen würdt. Ursachen seiner namen haben wir in unserm Lateinischen kreüterbuch nach der leng angezeygt. Es möchte aber diß gewechß wol niders Kindennlin genent werden / von dem Griechischen namen her / dann es gantz unnd gar nider ist / kreucht schier auff der erden jnher / und schmeckt wie hartz oder Kindann.

Geschlecht.

   Wiewol drey geschlecht seind der nidern Kindennlin / doch seind mir nur zwey auß disen bekant / nemlich das erst / so ich Ye lenger ye lieber das weible genent hab / und das mennle / welches das dritt geschlecht ist bey dem Dioscoride. Beyder underscheyd kan man auß der beschreibung jhrer gestalt abnemen.

Gestalt.

   Ye lenger ye lieber das weible ist ein khlein kreütlin das kreucht auff der erden jnher / und krümbt sich etlicher maß. Seine blettlin sind der kleinen Haußwurtz mennle bletlin gleich / aber harig / und haben ein zähe feüchtigkeyt in sich. Die blümlin geel oder weiß. Die wurtzel schlecht / holtzecht / wie an der Wegwarten. Das mennlin ist auch ein kleins feins kreütlin / mitt braunlechten harigen ästlin / die seind erstlich gegen der wurtzel mit breytern und zerkerfften blettern bekleydet / darnach mit kleinern / die seind harig / unn ist ein yedes in drey teyl oder spitz geteylt. Seine blümlin seind schön geel / und so dieselbigen außfallen / bringt es in den heüßlin kleinen runden samen. Die wurtzel ist holtzecht / unn geel. Das gantz gewechß reucht wie Kindann.

Statt irer wachsung.

   Das erst geschlecht hab ich noch nit in unsern landen sehen wachsen. Aber das dritt / welches sonst auch an vil orten wechßt / hab ich umb Rotenburg am Necker mit hauffen gefunden. Wechßt aber gern an bergigen steinigen orten.

Zeit.

   Die Ye lenger ye lieber blüen fürnemlich im Hewmonat und Augstmonat.

Die natur und complexion.

   Dise kreüter seind warm im andern grad / und trucken im dritten.

Krafft und würckung.

   Die bletter der Ye lenger ye lieber siben tag an einander in wein getruncken / heylen die geelsucht. Viertzig tag aber in Meth getruncken / heylen sie das hüfftwee. Sie seind auch sonderlich gut den lebersüchtigen / der harnwinden / unnd andern gebresten der nieren. Sie treiben den harn / und bringen den frawen jre kranckheyt / diser gestalt gebraucht. Das kraut grün zerstossen / heylt die grossen wunden / und faule schäden. Mit hönig vermischt und übergelegt / heylet es die umb sich fressende schäden. Grün zerstossen und übergeschlagen / lindert es die herte der brüst. Gepulvert unnd mit Feygen vermischt jngenommen / lindern sie den bauch. Aber mit hönig vermischt unn in die weiblichen scham gethan / reyniget es die mutter. Grün zerstossen unnd übergelegt / bekompt es wol denen so von den natern gebissen seind. Mit dem safft der bletter den leib bestrichen / bringt den schweyß. Das kraut gesotten unnd getruncken / treibt auß das erstockt blut. Mit essig gesotten und getruncken / treibt es auß die todte frucht.

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