Eberwurtz
( CCCCCV )
Abbildung: Seite 869
Deutsch: Wetterdistel, große
Deutsch: Silberdistel
Deutsch: Eberwurz, stengellose
English: Thistle, stemless carline
Francais: caméléon blanc
Latein: Carlina acaulis
Namen.
E
Berwurtz hat on zweifel jhren namen von dem Latein her überkommen / dann in sölcher spraach würdt sie
Carduus suarius geheyssen. Bey den Griechen und Römern würdt sie Chamaeleon unnd
Carduus varius genent. In den Apotecken nennt mans Cardopatium / welcher namen von dem wörtlin Pancratium / ( dann also heyßt diß gewechß der
Apuleius ) ist her kommen / wie wir sölchs in unserm Lateinischen kreüterbuch / mitsampt den ursachen seiner namen / gnugsam haben angezeygt.
Geschlecht.
Der Eberwurtz seind zwey geschlecht. Das erst ligt auff dem grund / dann es keinen stengel hat / recht darvon zu reden / dann den styl darauff die stachelecht blum steet / welcher nit fingers lang ist / mag kein stengel in einem sölchen grossen gewechs genent werden. Würdt Chamaeleon albus / das ist / weisse Eberwurtz geheyssen. Das ander geschlecht gewindt einen stengel der würt elenbogens hoch / würt Chamaeleon niger / das ist / schwartze Eberwurtz genent / dann die wurtzel schwertzer ist weder an der ersten / welcher wurtzel ettwas weisser ist. Seind sonst einander fast gleich.
Gestalt.
Eberwurtz die weiß hat bletter die seind des Strobildorns blettern gleich / aber scherpffer und spitziger / die ligen auff dem grund. Hatt keinen stengel / sonder allein das / darauff die stachelechte blumen köpff steen / ist nit fingers lang. Dise köpff aber blüen purpur oder rosin rot / und werden darnach zu grawem har / darinn der sam verborgen ligt / der ist dem wilden garten Saffran samen gleich. Die wurtzel ist lang / dick / inwendig weiß / eins starcken geruchs / unnd süß. Die schwartz Eberwurtz ist mit den blettern der weissen gleich / seind doch etwas rotfarber. Sein stengel ist fingers dick / rotlecht / anderhalb
spannen lang / darauff erscheinen die stachelechte bleychfarbe blumen / wie an dem vorigen. Die wurtzel ist auch lang / schwartz / dick / im hertzen gemeinlich auffgerissen oder zerspallten / unnd zernagt : ist inwendig
geel / unnd ettwas
räß auff der zungen
Statt irer wachsung.
Die weiß Eberwurtz wechßt gern auff den rauhen bergen / in starckem weissem grund. Die schwartz Eberwurtz wechßt in wälden / und auff den rauhen hohen bergen.
Zeit.
Die Eberwurtzen blüen im
Hewmonat unnd Augstmonat am volkommelichsten.
Die natur und complexion.
Die wurtzeln beyder Eberwurtzen seind trucken im dritten / aber die weiß ist warm im andern / die schwartz im dritten grad.
Krafft und würckung.
Die wurtzel der weissen Eberwurtz gepulvert / und ein
quintlin schwer mit wein jngenommen / treibt auß die breyten würm / macht klein die wassersüchtigen und treibt den harn krefftiglich. Sie ist auch diser gestalt nützlich wider allerley gifft / sonderlich aber wider die Pestilentz. Dise wurtzel in essig
gesotten / unn sich darmit gewäschen / vertreibt die
rauden / grind und flechten. Im mund gehalten / lindert sie den schmertzen der zän. Die wurtzel der schwartzen Eberwurtz hatt ettwas tödtlichs an ihr / wie
Galenus schreibt / darumb sie nit in den leib sol gebraucht werden. Eüsserlich aber sol jr brauch sein zu den
rauden / zittermälern / flechten / und zu allerley dergleichen
gebresten die reynigens bedörffen. Sie würdt auch zu den artzneyen gebraucht darmit man pflegt zu
etzen. Wann mans zerstoßt und überlegt / heylt es die schäden so umb sich fressen / und seer
ungeschlacht seind.
Schmaltzblumen (338)
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