Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Eberwurtz. Cap. CCCXXXIX.

 

Abbildung Eberwurtz
Eberwurtz ( CCCCCV )
Abbildung: Seite 869

Deutsch: Wetterdistel, große
Deutsch: Silberdistel
Deutsch: Eberwurz, stengellose
English: Thistle, stemless carline
Francais: caméléon blanc
Latein: Carlina acaulis

Namen.

E
Berwurtz hat on zweifel jhren namen von dem Latein her überkommen / dann in sölcher spraach würdt sie Carduus suarius geheyssen. Bey den Griechen und Römern würdt sie Chamaeleon unnd Carduus varius genent. In den Apotecken nennt mans Cardopatium / welcher namen von dem wörtlin Pancratium / ( dann also heyßt diß gewechß der Apuleius ) ist her kommen / wie wir sölchs in unserm Lateinischen kreüterbuch / mitsampt den ursachen seiner namen / gnugsam haben angezeygt.

Geschlecht.

   Der Eberwurtz seind zwey geschlecht. Das erst ligt auff dem grund / dann es keinen stengel hat / recht darvon zu reden / dann den styl darauff die stachelecht blum steet / welcher nit fingers lang ist / mag kein stengel in einem sölchen grossen gewechs genent werden. Würdt Chamaeleon albus / das ist / weisse Eberwurtz geheyssen. Das ander geschlecht gewindt einen stengel der würt elenbogens hoch / würt Chamaeleon niger / das ist / schwartze Eberwurtz genent / dann die wurtzel schwertzer ist weder an der ersten / welcher wurtzel ettwas weisser ist. Seind sonst einander fast gleich.

Gestalt.

   Eberwurtz die weiß hat bletter die seind des Strobildorns blettern gleich / aber scherpffer und spitziger / die ligen auff dem grund. Hatt keinen stengel / sonder allein das / darauff die stachelechte blumen köpff steen / ist nit fingers lang. Dise köpff aber blüen purpur oder rosin rot / und werden darnach zu grawem har / darinn der sam verborgen ligt / der ist dem wilden garten Saffran samen gleich. Die wurtzel ist lang / dick / inwendig weiß / eins starcken geruchs / unnd süß. Die schwartz Eberwurtz ist mit den blettern der weissen gleich / seind doch etwas rotfarber. Sein stengel ist fingers dick / rotlecht / anderhalb spannen lang / darauff erscheinen die stachelechte bleychfarbe blumen / wie an dem vorigen. Die wurtzel ist auch lang / schwartz / dick / im hertzen gemeinlich auffgerissen oder zerspallten / unnd zernagt : ist inwendig geel / unnd ettwas räß auff der zungen

Statt irer wachsung.

   Die weiß Eberwurtz wechßt gern auff den rauhen bergen / in starckem weissem grund. Die schwartz Eberwurtz wechßt in wälden / und auff den rauhen hohen bergen.

Zeit.

   Die Eberwurtzen blüen im Hewmonat unnd Augstmonat am volkommelichsten.

Die natur und complexion.

   Die wurtzeln beyder Eberwurtzen seind trucken im dritten / aber die weiß ist warm im andern / die schwartz im dritten grad.

Krafft und würckung.

   Die wurtzel der weissen Eberwurtz gepulvert / und ein quintlin schwer mit wein jngenommen / treibt auß die breyten würm / macht klein die wassersüchtigen und treibt den harn krefftiglich. Sie ist auch diser gestalt nützlich wider allerley gifft / sonderlich aber wider die Pestilentz. Dise wurtzel in essig gesotten / unn sich darmit gewäschen / vertreibt die rauden / grind und flechten. Im mund gehalten / lindert sie den schmertzen der zän. Die wurtzel der schwartzen Eberwurtz hatt ettwas tödtlichs an ihr / wie Galenus schreibt / darumb sie nit in den leib sol gebraucht werden. Eüsserlich aber sol jr brauch sein zu den rauden / zittermälern / flechten / und zu allerley dergleichen gebresten die reynigens bedörffen. Sie würdt auch zu den artzneyen gebraucht darmit man pflegt zu etzen. Wann mans zerstoßt und überlegt / heylt es die schäden so umb sich fressen / und seer ungeschlacht seind.

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