Linsen
( CCCCXCIIII )
Abbildung: Seite 851
Deutsch: Linsen
English: Lentil
Francais: lentille
Latein: Lens culinaris
Namen.
L
Insen werden bey den Griechen Phacos oder Phace / zu Latein Lens und Lenticula genent. Der Lateinisch name ist in den Apotecken bliben.
Gestalt.
Die Linsen wachsen auff wie die Wicken / mit kleinen stengeln elen hoch / zu allen seiten mit kleinen gefiderten blettlin bekleydt. Ein yedes blatt hat seinen faden darmit es sich anbindt / wie die
Erweyssen. Die blümlin werden braun / mit weisser farb vermischt : dise kriechen unden auß dem stengelin zwüschen den blettlin biß oben auß / also wann die understen zeitig werden / haben die öbersten blümlin noch kaum jr schöttlin gestossen. In den schöttlin aber so nach abfallung der blümlin wachsen / werden selten über vier Linsen gefunden. Unnd seind ettlich der Linsen leberfarb / die andern geelweiß / die dritten grawschwartz. Die wurtzel ist zart / mit vilen
fasen.
Statt irer wachsung.
Die Linsen werden in äckern auffgezogen / wie ander gemüß / wöllen haben einen zimlichen grund.
Zeit.
Die Linsen blüen im
Hewmonat / bringen darnach jre zeitigen schöttlin / und werden alßdann jngesamlet.
Die natur und complexion.
Die Linsen seind in der werm und kellt mittelmässig / unnd trücknen im andern grad.
Krafft und würckung.
Die Linsen zum offtermal gessen / machen dunckele trübe augen / werden schwerlich verdewt / seind dem magen schädlich / bläen denselben unn die därm seer auff. Wann die Linsen mit jren schelfen gessen werde / so stellen sie den bauch / dann jre schelfen ziehen seer zusamen. Linsen in wasser
gesotten und die brüe darvon genossen / erweychet den harten bauch. So aber die erst brüe darvon
gethon / unnd sie widerumb in einem andern wasser gekocht werden / stopffen sie den bauch. Darumb diser gestalt bereytet / seind sie ein nützliche speiß denen so den
bauchfluß / und die roten
rhur haben. Sie seind auch gut den frawen so zuvil fliessen. Wann man die schelfen von den Linsen thut / so stopffen sie nit so seer / neeren aber mehr so sie gessen werden / machen doch nichts desterweniger ein grobs böß melancholisch geblüt. Darumb die so sölche in der speiß stäts gebrauchen / leichtlich außsetzig werden / und den krebs überkommen. Sie machen auch schwere tröum / und seind dem kopff und nerven schädlich. Es ist aber nützlich unnd gut das man den Linsen on die schelfen zuthüe / Endivien / Burtzelkraut / Nespeln / dürr Rosen / Kütten / oder dergleichen / so stellen und stopffen sie dester krefftiger. Die Linsen mit gersten maltz
gesotten unnd übergeschlagen / lindern die schmertzen des
Podagrams. Linsen mit hönig gekocht / dienen wol zu den
fliessenden unn umb sich fressenden schäden. In essig
gesotten unn übergelegt / zerteylen sie die
herten geschwulst / und die kröpff. Linsen in mehr oder saltzwasser
gesotten und übergelegt / zerteylen die knollende milch in den brüsten / und verzeren auch die überige milch darinn. Die Linsen seind gut zu allerley geschwären / grinden unn
rauden des leibs. Sie heylen auch die zerschrundene glider / in
meth
gesotten und übergeschlagen. Die Linsen wol
gesotten / darnach zerstossen und übergelegt / stellen das blut so zu den wunden und anderßwo herauß fleußt. In der speiß genossen / sind sie allein gut denen so überflüssig feücht sind : denen aber welcher natur seer trucken ist / seind sie überdie massen schädlich / dann sie seer trücknen. Darumb dieweil sie den mennlichen samen verzeren und außtilgen / nemen sie hinweg den lust zu Eelichen wercken. Sollen aber von denen so keüsch leben wöllen mehr dann von den so im Eelichen stand seind gebraucht werden.
Baldrion (330)
Lindenbaum (332)