Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

Türckischem Korn (320) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel groß Bathengel (322)
 

Von welschem Quendel. Cap. CCCXXI.

 

Abbildung Welscher Quendel
Welscher Quendel ( CCCCLXXIIII )
Abbildung: Seite 819

Deutsch: Thymian, echter
English: Thyme, common
Francais: thym (commun)
Latein: Thymus vulgaris

Namen.

W
Elscher oder Römischer Quendel würdt nit unbillich also genent / dann er ist mit gestalt der blettlin / und dem geruch / unserm Teütschen Quendel gantz gleich. Mag aber auch Thym geheyssen werden / dann er in Griechischer unn Lateinischer spraach Thymus genent würt. Warumb er aber von jhnen also sey geheyssen worden / haben wir in unserm Lateinischen kreüterbuch angezeygt.

Gestalt.

   Der Thym ist ein steudlin mit vilen ästlin / welche mit seer kleinen blettlin bekleydet seind / den Quendel blettlin gleich / aber kleiner unnd schwartzgrüner. Am gipffel der zincklin oder ästlin gewindt er schöne kleine leibfarbe blümlin / wie der Saturon. Die wurtzel ist zasecht / und hat vil grüner schoß / darmit sie sich erfrischet. Das gantz gewechß hat einen starcken geruch / wie der Quendel / aber lieblicher.

Statt seiner wachsung.

   Der welsch Quendel ist nit lang in unsern landen gewesen / sonder wie andere frembde gewechß / von vleissigen gartnern erstmals auffkommen unnd gepflantzt worden. Wechßt gern an magern unn steinigen orte / so vil sonnen haben.

Zeit.

   Der Thym blüet spat / wie sölchs auch Theophrastus anzeygt / nemlich umb Johannis des Teuffers tag / oder umb die zeit der Sonnenwende / unn seind seine blumen allzeit voller Immen.

Die natur und complexion.

   Der welsch Quendel ist warm und trucken im dritten grad.

Krafft und würckung.

   Der Thym mit hönig gesotten und getruncken ist bequem unnd nützlich denen so keichen und einen schweren athemb haben. Er treibt auß die würm / das bürdlin / bringt den frawen jre zeit / unnd zerteylt das gerunnen blut. Mit saltz unn essig getruncken / treibt er auß durch den stulgang die zähen feüchtigkeyt / Pituita geheyssen. Auß dem gedörrten und gepulverten Thym ein latwerg mit hönig gemacht / und gebraucht / macht außwerffen. Der Thym mit essig zerstossen unnd übergelegt / verzeret die geschwulst so von kalten flüssen kommen. Er vertreibt die wartzen darüber gelegt. Mit wein und gersten maltz vermengt unnd übergelegt / ist er hilfflich dem hüfftwee. Alle die so blöde augen haben / sollen den Thym stäts inn der speiß brauchen / dann er jhnen treffenlich nütz ist. Der Thym ist auch seer nützlich denen so die fallenden sucht haben. Und wann dieselbigen gefallen seind / sol mans daran riechen lassen / so kommen sie wider zu jhnselbs. Er vertreibt auch gewaltiglich die bläst und wind im bauch / mit hönig und essig vermischt und übergelegt. Deßgleichen thut er auch wann die gemecht auffgeblasen unnd geschwollen seind darüber geschlagen. Gleiche würckung hat er so man jhn dörrt / unnd von dem pulver ein quintlin schwer nüchter mit Meth jnnimpt. Thym gestossen zu pulver und mit saltz vermischt / zu der speiß genützt / macht lust zu essen.

nach oben

Türckischem Korn (320) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel groß Bathengel (322)