Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von grosser glatter Wind. Cap. CCLXXV.

 

Abbildung Groß glatte Wind
Groß glatte Wind ( CCCCXI )
Abbildung: Seite 714

Deutsch: Zaunwinde, echte
English: Bindweed, larger
English: Bindweed, hedge
Francais: liseron des haies
Francais: grand liseron
Latein: Calystegia sepium

Namen.

G
Roß glatte Wind würt von wegen der grossen weissen blumen / Weiß glocken / unn des wickelns halben / Windkraut genent. Bey dem Dioscoride Smilaxlia / bey dem Galeno Milax. Zu Latein würt diß gewechß Smilax laeuis geheyssen. In den Apotecken und von andern mehr Volubilis maior / von ettlichen Campanella / unnd Funis arborum. Glatte Wind ist sie genent worden darumb / das sie keinen stachel oder dorn hatt / wie die / darvon wir im vorgeenden Capitel geschriben haben.

Gestalt.

   Die groß glatte Wind wickelt und windt sich umb die böum unn zeün / gleich wie der Hopff. Hat bletter die seind dem Ephew laub gleich / aber weycher / zerter unn gletter. Seine zweig seind der stechenden Winden gleich / doch haben sie keinen stachel / sonder seind gantz glatt. Jhre blumen seind schöne grosse / runde weisse glocken. So dieselben abfallen / bringt sie mit der zeit schwartzen ecketen samen als die Feigbone oder grossen Wicken / in runden knöpflin verschlossen. Die wurtzel ist weiß / kreucht unnd fladert inn der erden / am geschmack ein wenig bitter.

Statt irer wachsung.

   Dise Wind hat jr wonung bey den zeünen / unn orten do vil stauden wachsen / an welchen sie übersich kreucht. Wechßt aber gern an den gebawten orten.

Zeit.

   Die groß glatte Wind blüet gegen dem Brachmonat / und fürthin den gantzen summer. Gegen dem Herbst bringt sie jhren samen.

Die natur und complexion.

   Dieweil dise Wind ettwas bitter ist / unnd wie Galenus schreibt / fast gleiche würckung mit der vorigen scharpffen Winden hat / muß sie auch warm unnd trucken sein / doch nit so seer als die stechend.

Krafft und würckung.

   Die alten kommen nit mit einander überein in erzelung der würckung dises gewechß / dann Dioscorides schreibt / es mach vil unnd unrüwig schläf. Galenus sagt / es hab zum teyl die krafft und würckung der stechenden Winden. Plinius will das gantz unn gar unkrefftig sey / allso das man sich nit wol auß sölcher widerwertiger meynung richten kan. Die nachkommen der gedachten lerer / unn die zu unser zeit seind / brauchen die blumen diser Winden / und den safft derselbigen blumen / zu den hitzigen gebresten des haupts / und der augen. Das kraut und wurtzel soll gut sein zu der verstopffung der leber unnd des miltz / welches der warheyt am änlichsten ist / dann das gantz kraut / und in sonderheyt die wurtzel / ist ettwas bitter / wie auch oben ist angezeygt. Darumb sölch gewechß auch zu der geelsucht nützlich ist.

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