Groß glatte Wind
( CCCCXI )
Abbildung: Seite 714
Deutsch: Zaunwinde, echte
English: Bindweed, larger
English: Bindweed, hedge
Francais: liseron des haies
Francais: grand liseron
Latein: Calystegia sepium
Namen.
G
Roß glatte Wind würt von wegen der grossen weissen blumen / Weiß glocken / unn des wickelns halben / Windkraut genent. Bey dem
Dioscoride Smilaxlia / bey dem
Galeno Milax. Zu Latein würt diß gewechß Smilax laeuis geheyssen. In den Apotecken und von andern mehr
Volubilis maior / von ettlichen Campanella / unnd Funis arborum. Glatte Wind ist sie genent worden darumb / das sie keinen stachel oder dorn hatt / wie die / darvon wir im vorgeenden Capitel geschriben haben.
Gestalt.
Die groß glatte Wind wickelt und windt sich umb die böum unn zeün / gleich wie der Hopff. Hat bletter die seind dem Ephew laub gleich / aber weycher / zerter unn gletter. Seine zweig seind der stechenden Winden gleich / doch haben sie keinen stachel / sonder seind gantz glatt. Jhre blumen seind schöne grosse / runde weisse glocken. So dieselben abfallen / bringt sie mit der zeit schwartzen ecketen
samen als die Feigbone oder grossen Wicken / in runden knöpflin verschlossen. Die wurtzel ist weiß / kreucht unnd fladert inn der erden / am geschmack ein wenig bitter.
Statt irer wachsung.
Dise Wind hat jr wonung bey den zeünen / unn orten do vil stauden wachsen / an welchen sie übersich kreucht. Wechßt aber gern an den gebawten orten.
Zeit.
Die groß glatte Wind blüet gegen dem
Brachmonat / und fürthin den gantzen summer. Gegen dem Herbst bringt sie jhren samen.
Die natur und complexion.
Dieweil dise Wind ettwas bitter ist / unnd wie
Galenus schreibt / fast gleiche würckung mit der vorigen scharpffen Winden hat / muß sie auch warm unnd trucken sein / doch nit so seer als die stechend.
Krafft und würckung.
Die alten kommen nit mit einander überein in erzelung der würckung dises gewechß / dann
Dioscorides schreibt / es mach vil unnd unrüwig schläf.
Galenus sagt / es hab zum teyl die krafft und würckung der stechenden Winden.
Plinius will das gantz unn gar unkrefftig sey / allso das man sich nit wol auß sölcher widerwertiger meynung richten kan. Die nachkommen der gedachten lerer / unn die zu unser zeit seind / brauchen die blumen diser Winden / und den safft derselbigen blumen / zu den
hitzigen
gebresten des haupts / und der augen. Das kraut und wurtzel soll gut sein zu der verstopffung der leber unnd des miltz / welches der warheyt am änlichsten ist / dann das gantz kraut / und in sonderheyt die wurtzel / ist ettwas bitter / wie auch oben ist angezeygt. Darumb sölch gewechß auch zu der geelsucht nützlich ist.
grosser stechender Wind (274)
Sisymber (276)