Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Fünff fingerkraut. Cap. CCXXXIX.

 

Abbildung Groß weiß Fünff fingerkraut
Groß weiß Fünff fingerkraut ( CCCLIII )
Abbildung: Seite 621

Deutsch: Fingerkraut, weißes
English: Cinquefoil, white
Latein: Potentilla alba
 

Abbildung Groß geel Fünff finger kraut
Groß geel Fünff finger kraut ( CCCLIIII )
Abbildung: Seite 622

Deutsch: Fingerkraut, kriechendes
English: Cinquefoil, creeping
Francais: potentille rampante
Latein: Potentilla reptans
 

Abbildung Klein Fünff fingerkraut
Klein Fünff fingerkraut ( CCCLV )
Abbildung: Seite 623

Deutsch: Fingerkraut, Frühlings-
English: Cinquefoil, Spring
Latein: Potentilla neumanniana

Namen.

D
As Fünff fingerkraut / oder Fünffblatt / hat sein namen von den blettern / dann ein yedes blatt ist in fünff underscheydliche fingerlin zerteylt. Auff Griechisch würt es Pentaphyllon genent / zu Latein Quinquefolium / welcher nam in den Apotecken bliben ist.

Geschlecht.

   Des Fünff fingerkrauts seind dreierley geschlecht. Eins mit weissen blumen welchs wir groß weiß Fünff fingerkraut genent haben. Das ander mit geelen blumen / das haben wir groß geel Fünff fingerkraut geheyssen. Das dritt hat auch geel blumen / ist aber vil kleiner dann die vorigen zwey geschlecht / darumb haben wirs klein Fünff fingerkraut genent. Was sonst für underscheyd under disen ist / wöllen wir volgends in der beschreibung der gestalt anzeygen.

Gestalt.

   Das groß weiß Fünff fingerkraut breytet sich auß und fladert hin und wider mit seinen stengeln / richt sich auch zu zeiten auff. Seine stengel seind gantz zart / dünn und harig. Die bletter lang / schmal / und an beyden seiten am fordern teyl zerkerfft. Die blumen seind weiß / ein yede mit fünff blettlin. Wann die blümlin abfallen bleiben die mittelste knöpfflin steen / wie die kleinen böllin. Die wurtzel ist holtzecht / braun / lang / mit vilen angehenckten kleinen würtzelin. Das groß geel Fünff fingerkraut hat stengel die seind zart / unnd fladern auff der erden hin unnd her wie Genserich / oder Erdtbeer kraut. Die bletter seind lang / doch breyter dann des vorigen / zu ringßumbher wie ein säge zerkerfft. Die blumen seind geel / mit fünff blettlin / wie des Genserichs. Wann dise blümlin abfallen / bleiben die mittelste knöpfflin steen / in der größ wie die kleinsten Erdtbeerlin / seind aber hert. Die wurtzel ist lang / braun / unn holtzecht / mit kleine zaseln.
   Das dritt fladert auff der erden / hat etwan fünff / ettwan siben fingerlin an einem blatt / welches vil kleiner ist dann der vorigen zwey / ist sonst mit blümlin / samen und wurtzel / dem andern geschlecht gleich.

Statt irer wachsung.

   Fünff fingerkreüter wachsen auff dürren unnd sandigen orten / hinder den zeünen / an den mauren / und zu zeiten an den wässerigen und feüchten stetten.

Zeit.

   Fünff fingerkraut blüet im Meyen und Brachmonat am fürnemsten.

Die natur und complexion.

   Die wurtzel / welche man am meysten braucht / ist trucken im dritten grad / hat aber kein offenbarliche hitz. Es trücknen aber die bletter und blumen auch / dieweil sie am geschmack seer zusamen ziehen.

Die Krafft und würckung.

   Die wurtzel in wasser biß das dritt teyl verzert würt gesotten / und im mund warm gehalte / miltert den weetagen der zän. Mit disem wasser gegurgelt / heylet es die geschwär des munds / und die serigkeyt oder verwundung des hals. Dergleichen gesotten unn truncken / heylt sie die roten rhur / weetagen der gleych unn hüfft. Stellt allerley bauchflüß. Mit essig gesotten und übergeschlagen / verzert sie die kröpff / herte / geschwulst unn die rauden. Der safft von der wurtzel dieweil sie noch jung und zart ist / würt gelobt zu den gebresten der leber / lungen / unn allerley gifft. Die bletter in Meth / oder wässerigem wein gesotten mit ein wenig Pfeffers / verhütet das schütten des febers. Dreissig tag an einander getruncken / heylen sie die fallende sucht / oder das vergicht. Der safft von den blettern ettlich tag getruncken / heylet schnell die geelsucht. Die bletter mit hönig und saltz vermischt übergelegt / heylen die wunden und ander fressende schäden der fistel. Die bletter zerstossen und übergelegt / heylen den bruch. Fünff fingerkraut gesotten / getruncken oder übergeschlagen / stellt allerley bluten. Die wurtzel in wein gesotten biß das dritt teyl verzert würt / heylet die geelsucht. Die bletter grün zerstossen und übergelegt / oder der safft von denselbigen angestrichen / heylen die zittern oder flechten.

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