Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

wild Bingelkraut (168) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Kräenfuß (170)
 

Von Senet. Cap. CLXIX.

 

Abbildung Welsch Linsen
Welsch Linsen ( CCL )
Abbildung: Seite 450

Deutsch: Blasenstrauch, gewöhnlicher
English: Senna, bladder
Francais: baguenandier
Latein: Colutea arborescens
 

Abbildung Senet
Senet ( CCLI )
Abbildung: Seite 451

Deutsch: Senna, italienische
Deutsch: Sennesstrauch
English: Senna, aleppo
English: Senna, senegal
English: Senna, Italian
Francais: séné d'Alep
Latein: Cassia italica

Namen.

S
Enet nennen wir hie die kreüter so vom Theophrasto Coluteae genent werden / darumb das sie einander / fürnemlich mit den blettern / gleich seind.

Geschlecht.

   Der kreüter darvon wir hie handlen / seind zwey geschlecht. Eins würt fürnemlich vom Theophrasto beschriben / und Colutea geheyssen. Ist in den Apotecken unbekant / bey uns nent mans welsch Linsen. Das ander würdt von dem Actuario Sena genent / welchen namen die Apotecker / die diß geschlecht seer brauchen / behalten haben. Würt von unsern Teütschen von seinem Lateinischen namen her / Senet geheyssen. Beyder underscheyd wöllen wir in der erklärung der gestalt gnugsam anzeygen.

Gestalt.

   Die welsch Linsen ist ein staud / der doch in vier jaren eim baum gleich würt / mit vil kleinen unn zarten ästen. Seine bletter seind dem Bockßhorn / Foenugraecum genent / seer änlich. Die blumen vergleichen sich ettlicher maß der blust so an der Ginst oder Erbiß gefunden würdt / seind an der farb geel. So dieselbigen vergeen / würdt darauß ein hülß oder blaß / die ist durchsichtig / gantz auffgeblasen / also das sie einen lauten knall oder thon laßt / wo sie mit der hand zerknütscht würt. In demselbigen bläßlin ist sein sam begriffen / welcher schwartz / hert / unnd der gestalt nach den Linsen nit ungleich ist / am geschmack aber den Erbsen. Die wurtzel ist gantz holtzecht. Senet ist den blettern nach den yetzgenanten welschen Linsen gantz gleich / allein das sie ein wenig grösser / oder breyter seind. Die blumen seind auch geel / aber anderst gestalt dann der welschen Linsen / dann sie seind grösser / an der farb bleychgeeler. Ein yede blum hat fünff bletter / die thun sich etwas von einander / und machen doch keinen volkomnen stern / inn welcher mitte wechßt ein kleins krumbs hülßlin herauß / das würdt nach abfallen der blumen jmmerzu grösser / zu letzst würt es auch breyt / aber nit also auffgeblasen wie an den welschen Linsen / und krumb / anzusehen wie ein halber Mon. In denselbigen hülsen ist sein same / der ist grawlecht / und langlecht / der gestalt nach einem hertzen nit ungleich. Die wurtzel ist zasecht.

Statt irer wachsung.

   Beyde geschlecht pflantzt man in gärten.

Zeit.

   Die welschen Linsen blüen im Meyen / und bringen alßdann in jhren hülsen und blasen den samen / wie oben angezeygt. Senet aber blüet im Brachmonat.

Die natur und complexion.

   Die zwey geschlecht seind warm im andern grad / und trucken im ersten.

Die krafft und würckung.

   Die frucht der Senet treibt auß on allen nachteyl die kallten zähen feüchtigkeyt und die gallen / nach den zweyen auch die andern / fürnemlich die schwartzen gallen oder Melancholiam. Darumb in einer hennenbrüe jngenommen und getruncke / vertreibt sie beyderley geelsucht. Ist auch nützlich gesotten unn warm getruncken denen / so ein langwirig hauptwee haben / mit den rauden / dem fallenden siechtag / geflechten / und anderer unsauberkeyt des leibs beladen seind. Nimpt auch hinweg allerley verstopffung.

nach oben

wild Bingelkraut (168) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Kräenfuß (170)