Zamer Hanff
( CCXX )
Abbildung: Seite 400
Deutsch: Hanf
English: Hemp
Francais: chanvre
Latein: Cannabis sativa
Namen.
H
Anff würt auff Griechisch und Lateinisch Cannabis geheyssen. Die Apotecker nennen jn Canabum.
Geschlecht.
Des Hanffs seind zweyerley geschlecht / zam und wild. Des zamen so man zu den starcken seylern braucht / seind auch zwey geschlecht / mennle und weible. Das mennle bringt samen / aber das weible keinen. Daher kompt es das man denselben Hanff Femel / nach dem Lateinischen namen Femellam / nennet. Den wilden Hanff / welcher zu Latein Torminalis würt geheyssen / haben wir noch nit gesehen.
Gestalt.
Der zam Hanff Femel genent / hat einen schlechten / holen / dünnen stengel / gewindt
geele weisse kleine blümlin / fliegen darvon wie der staub / on alle frucht oder samen. Ist den blettern nach / dem mennle gleich. Die bletter aber desselbigen seind zerteylt / etlichs in fünff / etlichs in siben / zehen / mehr oder minder teyl / anzusehen wie die finger an der außgebreyte hand. Die bletlin aber oder fingerlin seind schmal / und neben umbher mit kleinen schärtlin wie ein sichel
zerkerfft /
rauch / schwartzgrün / unnd eins starcken geruchs. Er gewindt auch vil neben zincken in der höhe / wie ein zimlichs beumlin / und die äst hangen voller samen / an den gipffeln in runden heüßlin verschlossen. Der wild Hanff / wie
Dioscorides anzeygt / hat stengel wie Eibisch kraut / doch vil schwertzer / scherpffer oder rauher und kleiner / gemeinlich elen hoch. Die bletter seind des zamen blettern gleich / doch rauher unnd schwertzer. Seine blumen seind braunrotlecht / der same und die wurtzel dem Eibischkraut gleich.
Statt irer wachsung.
Der zam Hanff würt gesäet und gepflantzt / und kommen beyderley geschlecht von einem samen / das doch wunderbarlich ist / dann eins ist fruchtbar / das ander bleibt unfruchtbar. Der wild nach anzeygung
Dioscoridis wechst in wälden und
herten rauhen orten.
Apuleius aber schreibt das er neben dem weg / unn bey den zeünen gefunden würt.
Zeit.
Under dem zamen Hanff würt der Femel am ersten zeitig / nemlich im
Hewmonat. Der ander aber erst im Herbst / umb die zeit so tag und nacht einander gleich seind / dann zu derselbigen zeit findt man den zeitigen samen.
Die natur und complexion.
Der Hanff ist warmer und truckner natur / und wie
Galenus bezeugt / so ist er seer warm. Darumb jrren die nit wenig so sagen der Hanff sey kallter natur.
Die krafft und würckung.
Der zam Hanff samen in grosser
menig genommen trücknet und tilgt auß den mennlichen samen. Der safft aber auß dem grünen Hanff getruckt / in die ohren warm gethon / legt den schmertzen derselbigen. Der same vertreibt die
bläst unn wind im leib. Er würdt aber schwärlich
verdewet / ist dem haupt und magen widerwertig / und gebiert böß feüchtigkeyt im leib. Darumb thun die
thörlich / so den Hanff stäts / und zu täglicher speiß brauchen. Die Hanffwurtzel in wasser
gesotten / unn übergeschlagen / erweycht die zusamen gezogene
gleych. Ist auch
gut zu dem
Podagra. Die rowe wurtzel zerstossen und übergeschlagen / ist gut zu dem brandt. Der wild Hanff
gesotten unnd übergelegt lindert unnd zerteylt die geschwulst.
gulden Guntzel (147)
Hertzgesperr (149)