Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Filtzkraut. Cap. CXXXI.

 

Abbildung Flachß seiden
Flachß seiden ( CXCVI )
Abbildung: Seite 359

Deutsch: Seide, Lein-
Deutsch: Seide, Flachs-
English: Dodder, flax-
Francais: angoure de lin
Latein: Cuscuta epilinum

Namen.

D
As verworren Filtzkraut würt von ettlichen Flachßseiden unn Dotter genent. Von den Griechen so zu letzst geschriben haben ist es Cassytha geheyssen worden. Von den Lateinischen Cassutha / die das y in ein u verwandlet haben. Nachfolgends ist es von den Arabiern Casuth / unn derselbigen nachvolgern den Apoteckern Cuscuta genent worden.

Gestalt.

   Das Filtzkraut wechst an den stauden on alle wurtzel / und ist gleich einem verwirrten garn mit vilen fäden durch einander verwicklet. Diß steigt unnd laufft übersich an den zeünen und stauden wie der Hopff / hat kein blatt. Seine blume seind weiß / die frücht seind runde körner / voller samens / der do gantz klein ist wie der samen der Klapperrosen. Die fäden oder harlöck dises krauts seind zu zeiten weiß / zu zeiten auch rot / in der grösse als die seyten auff den leiren oder geigen.

Statt seiner wachsung.

   Das weiß wechst auff ettlichen dürren wisen / daselbst fladerts hin und wider / unnd überzeücht das graß / also das es nit wol übersich kommen mag. Das rot findt man an den zeünen und baumen / daran es sich henckt unnd übersich steigt / darinn flicht es sich so dick / das einer hütten gleich würt / darunder einer sich vor der sonnen hitz bewaren möchte. Es zeücht auch zu zeiten die böum unn stauden daran es sich henckt undersich zu der erden.

Zeit.

   Filtzkraut würt fürnemlich gefunden im Hewmonat und Augstmonat / zu welcher zeit es auch seine blumen und frucht bringt.

Die natur und complexion.

   Filtzkraut ist warm im ersten grad / unn trucken im andern. Ist etwas bitter.

Krafft und würckung.

   Das Filtzkraut seubert / zeücht zusamen und sterckt. Diß kraut in wein gesotten und getruncken eröffnet die verstopffung der leber / des miltz / treibt den harn / und reyniget die adern von den zähen feüchtigkeyten. Ist gut zu der geelsucht die jhren ursprung auß der verstopffung der leber hat. Das Filtzkraut ist gut den kindern so das feber haben / mit Eniß vermischt jngenommen. Es Es treibt auch die gallen durch den stulgang / fürnemlich so Wermut darzu gethon würt. In summa / Filtzkraut eröffnet und stercket nachvolgends die glider / ist derhalben der kallten leber seer bequemlich und nützlich.

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