Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von blawen Gilgen. Cap. CXIX.

 

Abbildung Blaw Gilgen
Blaw Gilgen ( CLXXVIII )
Abbildung: Seite 329

Deutsch: Schwertlilie, deutsche
English: Iris, German
English: Iris, common
Francais: flambe
Latein: Iris germanica

Namen.

D
Ie blaw Gilg / oder blaw Schwertel / würdt auch Violwurtz genent / und auff Griechisch und Lateinisch Iris / darumb das jhre blum von farben gemalet ist / als der Regenbog am himmel / wie wir auch im Latein sölchs weitleüffiger haben angezeygt.

Gestalt.

   Der blawen Gilgen bletter seind dem Schwertel gleich / aber grösser / breyter und feyßter. Der stengel rund / schlecht / elenbogens hoch / an welchen wachsen die blumen oder Gilgen viler farben. Ein yede blum hat sechs bletter / die ersten drey undersich gebogen / außwendig von farben grüngeel und liechtbraun durch einander vermengt / durchauß mit braunen äderlin underzogen. Inwendig aber seind sie an den spitzen sat purpurbraun / aber mit weissen und leberfarben strömlin gemalet : das mitlest derselbigen seind geele harechte augbrawen. Die andern drey bletter die steen übersich und auffgericht / rund als ein kugel zusamen gebogen / schön wasserfarb / zu braun / weiß / und geel geneygt / als der Regenbog am himmel. Die wurtzel ligen fast bloß auff dem grund / seind knöpffecht mit vilen gleychen / hert / und eins guten geruchs.

Statt seiner wachsung.

   Die blawen Schwertel pflantzt man in gärten. Wachsen etwan auff den mauren und dächern / dahin man sie gemeinlich pflantzt. Die allerbeste aber unn edelste wechst in Illyria unnd Macedonia. Die beste under denselbigen wurtzeln ist / die vest / hart / kurtz / an der farb rotlecht / eins guten geruchs / unn am geschmack scharpff ist.

Zeit.

   Blüet im Lentzen / fürnemlich im Meyen / zu welcher zeit man die blumen samlen sol.

Die natur und complexion.

   Die blawen Gilgen seind warm im andern grad / und trucken im dritten. Seubern / zeitigen / und zerteylen.

Krafft und würckung.

   Die Violwurtzel gepulvert / unnd mit hönig jngenommen / oder zerschnitten und in wein gesotten und truncken / seind gut zu dem husten / zerteylen und machen dünn die zähen feüchtigkeyt so sich umb die brust und lungen gesamlet hat / unnd machen außwerffen. Gedachter wurtzel siben quintlin mit hönigwasser getruncken / treiben auß die gallen. Sie bringen ruw / unnd machen schlaffen. Stillen das bauchgrimmen. Mit essig getruncken / seind sie nützlich denen so von gifftigen thiern gebissen / den miltzsüchtigen / denen so erkaltet seind / unnd des frosts warten im feber / unn denen so den samen nit künden behalten. Mit wein getruncken / bringen sie den frawen jhre zeit. Die wurtzel weych gesotten unnd übergelegt / weychen die herte / zerteylen alle knollen / unn verzeren den kropff. Gepulvert unnd jngesäet / reynigen sie die unreynen wunden / heylen die fistel / machen fleysch wachsen / in sonderheyt wann sie mit hönig vermengt werden. Mit essig unnd rosenöl vermischt unnd angestrichen / lindert sie den schmertzen des haupts. Violwurtz mit weisser Nießwurtzel / unnd zwey teyl des hönigs vermengt und angestrichen / vertreibt die meerlinsen / und andere masen unnd flecken des angesichts. Man mag auch dise wurtzel zur bäung der verherten muter brauchen in wasser gesotten / und in das wasser tüchlin tuncken unnd überschlagen. Es ist nützlich das man gedachts wasser brauch zu einem clystier denen so das hüfftwee haben. Dise wurtzel inn wein gesotten unnd getruncken / treibt auß die wassersucht / den lendenstein / und den harn. Mit hartz vermengt und übergestrichen legt sie den schmertzen der flachßadern / lenden und hüfften. Deßgleichen mag mans auch binden auff die zän so weetagen haben. In die nasen gethon / macht sie niesen. Mit hönig vermischt unn übergelegt / zeücht sie herauß die gebrochnen bein. Sie heylet auch die runtzel unnd klunse oder spalt des hindern. Im mund gehallten und gekeüwet / macht sie einen guten athem.

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