Genßdistel ( CCCLXXXIII )
Abbildung: Seite 670 Deutsch: Gänsedistel, dornige
English: Milk-Thistle, spiny
English: Sow-thistle, prickly
Francais: laitron épineux
Latein: Sonchus asper
Hasenköl ( CCCLXXXIIII )
Abbildung: Seite 671 Deutsch: Gänsedistel, gemeine
English: Milk-Thistle
English: Sow-thistle
English: Sow-thistle, common
Francais: laiteron commun
Francais: laitue de lièvre
Latein: Sonchus oleraceus
Namen.
S
Onchen haben wir dise geschlecht der kreüter müssen nennen / die weil sie sonst im Teütschen underscheydliche namen haben / von der Griechischen spraach her / dann in derselben werden sie Sonchi geheyssen / wie auch in der Lateinischen / in welcher sie auch Cicerbitae / Lactucellae / unn Lacterones genent werden. Ursach aber diser namen aller / haben wir nach der leng in unserm Lateinischen kreüterbuch angezeygt / do mags ein yeglicher / so sie wissen will / suchen.
Geschlecht.
Der Sonchen seind zwey geschlecht / wie sölchs die alten klärlich anzeygen. Einer ist gantz wild / stechend unnd schwartz / den nennt man auff gut Teütsch Moß oder Genßdistel. Der ander ist vil zärter / unnd nit so schwartz / den heyßt Apuleius Lactucam leporinam / das ist / Hasen Lattich. Zu Teütsch aber würt diß geschlecht Hasenköl / und Hasenstrauch genent / darumb das sich die hasen pflegen darunder zu külen.Gestalt.
Genßdistel hat einen stengel der ist elen hoch / ecket / inwendig hol / braunlecht / voller milch / und ist bekleydet mit langen Lattich blettern / anzusehen wie ein zung / zu ringßumbher zerschnitten / und mit spitzigen stacheln geziert. Dise bletter seind an einer seiten grün / an der andern graw oder weißlecht. Am gipffel der stengel bringt sie geel gestirnte und gefüllte blumen / die werden zu grawen harigen samen oder münchßköpffen / wie an der Creützwurtz / unn fliegen darvon. Die wurtzel ist lang / schmal / geel / mit seer vil zaseln. Hasenköl ist mit stengel / blumen / münchßköpffen unnd wurtzel dem vorigen gleich. Aber die bletter seind nit gantz / sonder tieff zerschnitten / unn in vil teyl gespallten / haben auch nit so scharpffe dörn als die Genßdistel.Statt irer wachsung.
Beyde geschlecht der Sonchen wachsen allenthalben in den feysten gärten / in sonderheyt aber findt man sie in den weingärten / do wachsen sie seer gern.Zeit.
Die Genßdistel und der Hasenköl blüen im Brachmonat und Hewmonat.Die natur und complexion.
Der Sonchen complexion unnd natur ist vermischt auß einer wässerigen unnd jrdischen substantz / welche doch beyde ein wenig kalt seind. Ziehen auch ein wenig zusamen. Wann sie aber nun dürr werden / so würt jhr substantz gantz jrdisch / und überkompt alßdann ein kleine werme.Krafft und würckung.
Beyde geschlecht der Sonchen dieweil sie külen und ein wenig zusamen ziehen / seind dem hitzigen magen unnd auch andern hitzigen geschwulsten / so sie grün zerstossen und übergelegt werden / seer nützlich. Der safft mit einer brüe jngenommen / miltert das nagen unnd beissen im magen / unnd mehret die milch. Ein woll darinn getunckt unn über den affter gelegt / oder in die mutter gethon / miltert die überige hitz derselbigen. Das kraut / deßgleichen auch die wurtzel übergelegt / ist gut denen so von den Scorpion gebissen seind. Die milch die auß den Sonchen fleüßt jngenommen / ist gut denen so schwärlich athmen. Treibt den lendenstein durch den harn / und vertreibt den stinckenden athemb / im mund gehalten. Der safft in weissem wein getruncken / und darauff umbgangen / macht das die frawen bald und leichtlich gebären. Der stengel von den Sonchen gesotten und getruncken / mehret den seügammen die milch / und macht das die kinder ein gute farb überkommen. Der safft in die ohren gethon / benimpt den weetagen derselbigen. Warm getruncken / ist er gut denen so tropffenweiß harnen.

