Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Synaw. Cap. CCXXXIIII.

 

Abbildung Synaw
Synaw ( CCCXLVIII )
Abbildung: Seite 610

Deutsch: Frauenmantel, gewöhnlicher
English: Lion's Foot
English: Lady's Mantle
Francais: pied de lion
Latein: Alchemilla xanthochlora

Namen.

S
Ynaw würt mit andern namen Löwentapen / oder Löwenfuß / unn Unser frawen mantel genent. In Lateinischer spraach ist sie zu unsern zeiten Pes leonis / unnd Planta leonis / von dem Teütschen her geheyssen / darumb das seine bletter rund unn breyt seind einem löwenfuß gleich. Es würt auch von ettlichen Alchimilla oder Achimilla genent. Ob aber den allten sölchs kraut sey bekant gewesen / kan ich noch nit wissen.

Gestalt.

   Synaw ist ein kraut mit runden / breyten und zusamen gefallten blettern / die seind ringßumbher doch nit seer tieff zerkerfft / mit acht spitzen wie ein stern oder wie ein auffgethoner löwenfuß. Die styl darauff dise bletter steen kommen von stunden an auß der wurtzel / von welcher wachsen auch dünne runde stengelin anderhalb spannen lang / die seind mit kleinern blettern besetzt biß oben hinauß. Am gipffel derselben wachsen gantz kleine drausselechte grüngeele blümlin / die werden zu kleinem samen / nit grösser dann der Magsamen / von farben ein wenig geel / in grüne heüßlin verschlossen. Die wurtzel ist fingers lang / aber dicker dann ein finger / zasecht / außwendig schwartz und rotlecht / mit vilen zaseln.

Statt seiner wachsung.

   Synaw wechßt gern in graßechten ortten / auff ettlichen waldwisen / und so in der höhe gelegen.

Zeit.

   Synaw kompt im Meyen herfür / blüet aber im Brachmonat.

Die natur und complexion.

   Synaw / dieweil sie seer zusamen zeücht und am geschmack rauch ist / würt on allen zweifel kalt und trucken sein. Dieweil sie aber auch ein wenig bitter ist / kan sie nit seer külen. Ist aber im andern / oder biß in den dritten grad trucken.

Krafft und würckung.

   Synaw ist der rechten wundtkreüter eins / dann es zu heylung allerley wunden / brüch im unn ausserhalb des leibs seer nützlich ist. In wasser oder wein gesotten unnd die wunden darmit gewäschen / heylet sie dieselbigen. Man mag auch ein tüchlin darinn netzen und überschlagen / hat gleiche würckung.
   Das kraut unnd wurtzel in wein gesotten unnd getruncken / heylen die innerlichen wunden unnd brüch. Und ob ein kind gebrochen wer / so man jhm disen tranck zu trincken gibt / würde es darvon heylen. Man mag auch gedachts kraut unnd wurtzel dörren unnd zu pulver stossen / nachmals zu pflastern / salben / und dergleichen artzneyen brauchen. Synaw gesotten in wasser und über die brüst der frawen unn jungfrawen gelegt / macht dieselbigen hert / vest unnd starrend. Synaw bletter über die hitzigen geschwulst gelegt / benimpt den schmertzen / lescht die hitz / unnd den brandt. In summa / diß kraut sollen jhn die wundärtzt und scherer wol lassen befolhen sein / und dasselbig theür achten.

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