Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Habichkraut. Cap. CXX.

 

Abbildung Groß Habichkraut
Groß Habichkraut ( CLXXIX )
Abbildung: Seite 331

Deutsch: Gänsedistel, Acker-
English: Milk-Thistle, field
English: Thistle, sow-
Francais: laitron des champs
Latein: Sonchus arvensis
 

Abbildung Klein Habichkraut
Klein Habichkraut ( CLXXX )
Abbildung: Seite 332

Deutsch: Pippau, Wiesen-
English: Hawk's-beard, rough
Francais: crépide des toits
Latein: Crepis biennis

Namen.

H
Abichkraut würdt auff Griechisch unnd Lateinisch Hieracium und Sonchites geheyssen. Ursachen aber diser und anderer namen haben wir nach der leng in unserm Lateinische kreüterbuch erzelt. Hie ist genug zu wissen / das diß kraut ist auß keiner anderer ursachen Habichkraut genent worden / dann das die Habich mit dem safft dises krauts jre augen netzen / unnd das gesicht darmit scherpffen und stercken.

Geschlecht.

   Des Habichkrauts seind zweyerley geschlecht / eins groß Habichkraut genent / das ander klein Habichkraut. Beyder underscheyd kan man leichtlich auß nachvolgender beschreibung abnemen.

Gestalt.

   Das groß Habichkraut hat einen rauhen / dornechten / rotlechten / unnd holen stengel. Die bletter seind weit von einander zerkerfft / ringßumbher mit stacheln umbgeben / wie die Genßdistel. Zu oberst an den stengeln gewindt es lange köpfflin / auß welchen schlieffen die schönen geelen dotterfarben gefüllten blumen. Also bald aber dise blumen zeitigen / werden harige / runde und wollechte köpff darauß / die fliegen darnach darvon. Das klein Habichkraut hat auch bletter weit von einander zerkerfft / doch on stachel. Die stengel seind hol / zart / glatt / den Bintzen gleich / gantz grün. Bringt auch geele gefüllte dotterfarbe blumen. Nach der blust fleügt der harig graw samen hinweg / aller gestalt wie an dem grossen Habichkraut.

Statt irer wachsung.

   Beyderley geschlecht des Habichkrauts wachsen in wisen / unnd in sonderheyt das klein. Das Groß findt man aber selten / doch auch in wisen / bey den rheynen an wassergräben.

Zeit.

   Die Habichkreüter blüen im end des Hewmonats / und durch den gantzen Augstmonat. Sein safft soll in der ernd gesamlet werden.

Die natur und complexion.

   Das groß Habichkraut kület / und zeücht mittelmässig zusamen. Das Klein ist am geschmack vil bitterer.

Die krafft und würckung.

   Das groß Habichkraut übergelegt / ist seer gut dem hitzigen magen / und andern hitzigen gebresten. Der safft getruncken miltert das nagen des magens. Das kraut mit der wurtzel auff die scorpion stich gelegt / heylet dieselbigen.
   Das Kleiner hat fast einerley würckung. Der safft ist gut zu allerley gebresten der augen / nimpt hinweg alle dünckle derselbigen. Es seind ettlich die do sagen / das dise Habichkreüter also krefftig zu den gebresten der augen seind / das sie auch klarheyt derselbigen machen / so einer allein die wurtzel an halß gehenckt bey jhm trage.

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