Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Angelick. Cap. XLIII.

 

Abbildung Zam Angelick
Zam Angelick ( LXVIII )
Abbildung: Seite 148

Deutsch: Engelwurz, echte
English: Angelica, garden
English: Angelica
Francais: angélique
Latein: Angelica archangelica
 

Abbildung Wild Angelick
Wild Angelick ( LXIX )
Abbildung: Seite 149

Deutsch: Engelwurz, echte
Deutsch: Angelika
Deutsch: Brustwurzel
English: Angelica, wild
Francais: angélique sauvage
Latein: Angelica sylvestris

Namen.

D
Iß nutzlich kraut so auff Teütsch Angelick genent würt / oder des Heyligen Geysts wurtzel / oder Brustwurtz / wissen wir mit seinem rechten Lateinischen oder Griechischen namen / ist es anders den alten bekant gewesen / nit zunennen. Darumb hat es noch bey den Lateinischen keinen andern namen gefunden / dann das sie es Angelicam heyssen / darbey lassens wir zu diser zeit auch beruwen und bleiben.

Geschlecht.

   Der Angelik findt man zwey geschlecht. Eine zam / welche eins guten unnd edlen geruchs ist an der wurtzel. Die ander wild / welcher wurtzel am geruch nit so lieblich und starck ist. Seind doch sonst einander nit seer ungleich.

Gestalt.

   Die zam Angelick hat einen stengel der ist zweyer elnbogen hoch / dick unnd knöpffecht wie ein starck rhor / jnwendig hol / die bletter seind zerspalten / unnd zu ringßumbher zerkerfft / wie die öberste bletter an dem Teütschen Bernklaw / aber zarter. An dem stengel gewindt es dünne flemen / als auffgeblasene hole secklin / auß den selbigen kreüchen die schöne kronen nit anderst dann am Fenchel / die tragen weisse blümlin mit purpurbraun vermengt / darauß würt ein breyter sam / am geschmack und geruch gleich der wurtzel / welche ist dick / unnd lang / mit vilen neben zincken und zaseln / außwendig schwartz / jnwendig aber weiß. Die wild ist der zammen etwas gleich / doch seind die bletter gantz / unnd nit zerspalten / auch etwas lenger / die blumen etwas weisser / der samen auch breyter. Die wurtzel ist am geruch und geschmack vil schwächer.

Statt irer wachsung.

   Die zam Angelick zeücht man in gärten / doch wechst sie auch an ettlichen gebirgen von jhr selbß / wie die wild / welch würdt in duncklen / und schattechten orten / etwan an den wasser gestaden / und in ettlichen wälden gefunden.

Zeit.

   Beyde geschlecht der Angelick blüen in Hewmonat und Augstmonat.

Die natur und complexion.

   Die wurtzel beyder geschlecht seind warm und trucken im dritten grad.

Die krafft und würckung.

   Angelick eröffnet / macht subtil / und verzert. Die wurtzel ist fürnemlich gut wider allerley gifft. In sonderheyt aber für die vergifftung des pestilentzischen luffts / dann so man sie nur in dem mund helt / so bewart unnd behüt sie den menschen vor der pestilentz. Dise wurtzel gepulvert unnd auff ein quintlin jngenomen winters zeit in wein / im summer aber mit rosen wasser / nidergelegt unnd zu gedeckt / macht schwitzen / unnd erlediget von gedachtem presten. So yemants morgen früe nüchter von diser wurtzel jnnimpt / so ist er den selbigen tag sicher vor der pestilentz / dann sie treibt auß das gifft durch den schweyß unnd harn. Sie zerteylt auch die zähen feüchte so sich umb die brust hat gesamlet / unnd ist gut zu dem husten / der sich von kelte erhebt hat. Man mag aber die wurtzel zu obgedachtem presten sieden in wein oder wasser / nach gelegenheit der kranckheit / unnd den dranck als dann brauchen. Oder aber das pulver darvon jnnemen. Das kraut inn wein oder wasser gesotten / heylet die jnwendigen wunden. Es zerteylt auch das zusamen gerunnen blut. Krefftiget den magen / unnd das hertz. Vertreibt das grawen / unnd den widerwillen zu essen / unnd bringt widerumb die begir unnd lust zu der speiß. So yemandts von einem wütenden hund / oder schlangen gebissen were / der sol dises krauts bletter mit Rauten unnd honig zerstossen inn die wunden / oder darauff legen / und darnach sol mans inn wein sieden unnd darvon zu trincken geben. So man diß kraut im mund halt / leschetes auß die überige begir zur unreynigkeit. Diß kraut bey sich getragen / sol gut für allerley zauberey sein.

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