Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Kölbleskraut. Cap. CCCVII.

 

Abbildung Groß Kölbleskraut
Groß Kölbleskraut ( CCCCLIII )
Abbildung: Seite 786

Deutsch: Wiesenknopf, großer
English: Bloodwort, Burnet
English: Burnet, great
Francais: grand pimprenelle
Latein: Sanguisorba officinalis
 

Abbildung Klein Kölbleskraut
Klein Kölbleskraut ( CCCCLIIII )
Abbildung: Seite 787

Deutsch: Wiesenknopf, kleiner
English: Burnett, salad
English: Burnett, small
English: Burnett, garden
Francais: petit pimprenelle
Latein: Sanguisorba minor

Namen.

K
öbles oder Kölblinskraut würdt an ettlichen ortten Hergotsbärtlin genent. Den ersten namen hat es von seinen braunen kölblin / so am gipffel der stengel wachsen / überkommen. Wie es aber bey den alten sey geheyssen worden ist mir nit bewüßt. Zu unsern zeiten würt es Lateinisch Sanguisorba / das ist / Blutverschlinderin / geheyssen / umb seiner grossen krafft willen die es hat das blut zu stellen. Dann wie das dürr erdtrich an sich zeücht und verschlindt das wasser / also verschlindt auch diß gewechß das blut. Daher kompts das es von ettlichen würt Blutkraut geheyssen. Die sölche gewechß für Bibinell achten und halten / die jrren nit wenig / wie wir sölchs nach der leng in unserm Lateinischen kreüterbuch haben angezeygt.

Geschlecht.

   Des Kölbleskraut seind zweyerley geschlecht. Das ein hat grössere und lengere bletter / doch zärtere oder dünnere stengel wie Rockenhelm / darumb es würt groß Kölblinskraut geheyssen. Das ander ist aller ding / außgenommen den stengel / kleiner. Seind beyde sonst einander gleich.

Gestalt.

   Kölbleskraut hat vil brauner stengel / welche mit vilen holkelen geziert / und mit wenig wollen und har überzogen seind / die bletter rauch / langlecht / und zu ringßumbher wie ein säg zerkerfft. Auff den stengeln wachsen runde kestenbraune kölblin voller löchlin oder heüßlin wie der Bynen anzusehen / die thund sich auff / unn kommen herauß kleine grüne blümlin / welche in der mitte geele härlin haben. Die wurtzel ist dick und lang / am geschmack herb und rauch.

Statt irer wachsung.

   Das groß Kölbleskraut wechßt gern in dürren wisen unnd graßpletzen. Das kleiner auff dürren rauhen rheynen / ungebawten äckern und feldern / do die sonn stäts hin mag kommen.

Zeit.

   Die Kölbleskreüter beyde geschlecht blüen im Meyen und Brachmonat.

Die natur und complexion.

   Dise kreüter dieweil sie am geschmack seer zusamen ziehen / und etwas schleimerig seind / trücknen sie nit wenig / und stellen über die massen seer / wie wir hernach weiter wöllen anzeygen.

Krafft und würckung.

   Die Kölbleskreüter stellen krefftiglich allerley blutflüß / also das auch etlich sagen / wann mans nur in der hand trag / so stellen sie das blut. Die erfarung gibts das nichts krefftiger sey zu stellen der frawe kranckheyt so sie überflüssig ist / als eben dise zwey gschlecht der Kölbleskreüter. Die bletter grün zerstossen übergelegt / heylen die wunden / fisteln / unn den krebs. Deßgleichen thun sie auch gedörrt unn gepulvert / darin gestrewet. In wein oder wasser gesotten und getruncken / stellen sie gewaltiglich die roten rhur / und andre bauchflüß. Seind in summa rechte wundtkreüter / darumb sollen sie die wundärtzt in grossen eeren halten.

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