Naterwurtz mennle
( CCCCXLII )
Abbildung: Seite 766
Deutsch: Knöterich, Schlangen-
English: Easter-ledges
English: Bistort
English: Snakeroot
Francais: bistorte
Latein: Polygonum bistorta
Naterwurtz weible
( CCCCXLIII )
Abbildung: Seite 767
Deutsch: Knöterich, Wiesen-
English: Snakeroot
English: Bistort
English: Easter-ledges
Latein: Polygonum bistorta
Namen.
N
Aterwurtz würdt inn den Apotecken Serpentaria geheyssen / doch nit on jrthumb / dann es nit die recht Serpentaria ist darvon die allten geschriben haben / wie wir sölches nach der leng oben im Capitel von der Schlangenwurtz haben angezeygt. Ob aber gegenwertige Naterwurtz den alten bekant gewesen / und mit was namen sie von jhnen genent sey worden / kan ich noch nit gentzlich wissen. Wiewol ettlich meynen es sey Limonium / ist der krafft halben nit unrecht / dann das Limonium der alten hatt einerley krafft und würckung mit der Naterwurtz. Wir halten aber ein anders für Limonium / wie oben ist klärlich durch uns angezeygt worden im Capitel von dem Wintergrün.
Geschlecht.
Der Naterwurtz werden zweyerley geschlecht erfunden. Eins mit glatten blettern / und einer zusamen gekrümbten wurtzel / welches der ursachen halben würt zu unsern zeiten zu Latein Bistorta geheyssen. Auff Teütsch mag es Naterwurtz mennle genent worden. Das ander geschlecht hatt runtzlechtere bletter / und ein grössere wurtzel / mit vilen
zaseln. Diß würt von ettlichen auff Lateinisch Colubrina genent. Bey uns mag es füglich unn recht Naterwurtz weible geheyssen werden / damit ein underscheyd under beyden geschlechten sey / welche jre namen daher haben überkommen / das sie erstlich wans auß dem erdtrich kriechen / mit einem zarten heutlin / welchs einem Naterbalg änlich ist / überzogen und bedeckt seind.
Gestalt.
Naterwurtz mennle hat einen zarten bintzechten glatten stengel. Seine bletter / die do lang und breyt seind wie der Mengelwurtz / unn auff einer seiten grün / auff der andern blawgrün / unnd rumbgebogen / werden fürnemlich gegen der wurtzel gefunden. Am stengel aber gar wenig / und seer klein / spitzig wie die zünglin. Am gipffel der stengel bringt sie schöne
kolbechte äherlin / mit vilen kleinen
leibfarben blümlin / neben einander getrungen / anzusehen wie die blumen an dem mittel Wegerich. Die wurtzel ist verwicklet unnd zusamen gekrümbt wie ein nater / außwendig schwartz / inwendig aber rot / eins rauhen geschmacks. Naterwurtz das weible hat auch einen langen glatten zarten stengel. Die bletter aber seind krauser / rumbgebogen / schwartzgrün / doch auff der andern seiten auch blawgrün. Die geäherten blumen am gipffel des stengels / seind den vorigen gleich / aber das kölblin würdt grösser. So die blümlin abfallen / bringet sie jhren braunlechten ecketen samen in den kölblin / wie die vorig. Die wurtzel ist lang / groß / gestalt vornen wie ein schlangen oder naterkopff / mit vil haren oder
fasen geziert.
Statt irer wachsung.
Dise kreüter wachsen gern an schattechten feüchten orten / in sonnderheyt in den wisen in wälden gelegen.
Zeit.
Die zwey geschlecht der Naterwurtz blüen im Meyen unnd
Brachmonat / bringen darnach jren ecketen samen.
Die natur und complexion.
Die Naterwurtz / dieweil sie am geschmack
rauch seind / unnd seer zusamen ziehen / külen sie und trücknen / wie ettlich meynen / im dritten grad / welches war ist von dem trücknen / sie seind aber nit so kalter natur / das sie im dritten grad kalt werden.
Krafft und würckung.
Die wurtzel beyder geschlecht der Naterwurtz
gesotten und getruncken / heylen die wunden / stellen das brechen / und kommen zuhilff denen so die roten
rhur haben. Das wasser im mund gehalten und gegurgelt / heylet die umbfressende geschwär des munds. Die Naterwurtz mit kraut und wurtzel
gesotten und getruncken / stellen der frawen
blödigkeyt. Deßgleichen thut das pulver vonn der Naterwurtz / in rotem wein jngenommen. In summa / dise kreüter seind gut zu allerley
gebresten die trücknens und zusamen ziehens bedörffen.
welschem Hirß (297)
wasser Bathenig (299)