Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Feigenbaum. Cap. CCXC.

 

Abbildung Feigenbaum
Feigenbaum ( CCCCXXXIIII )
Abbildung: Seite 751

Deutsch: Feige
English: Fig, common
Francais: figuier
Latein: Ficus carica

Namen.

D
Er Feigenbaum würt in Griechischer spraach Syce / in Lateinischer Ficus genent / welcher name nachmals ist in den Apotecken bliben.

Geschlecht.

   Der Feigen seind zwey geschlecht / zam und wild. Wir wöllen aber hie allein von den zamen sagen.

Gestalt.

   Der Feigenbaum ist nit hoch / wiewol ettlich derselbigen seer groß werden / als die Birenböum. Der stamm ist kurtz / mit einer glatten rinden. Seine bletter seind groß / breyt / unnd tieff zerkerfft / ein yedes blatt in drey teyl geteylt / anzusehen wie drey finger die undersich hangen. Bringt kein blust. Die frucht / welche gerad ob dem styl der blettern herauß wechßt / ist rund wie ein byrle / weych / inwendig voller kleiner körnlin. So sie anfacht zu zeitigen ist jr safft inwendig weiß wie milch / wann sie aber gar zeitig ist / würt er geel wie hönig. Die wurtzel ist krumb und lang.

Statt seiner wachsung.

   Der Feigenbaum ist seer zart / mag kein kelte leiden / darumb wechßt er gern in warme landen. Würt bey uns in gärten gepflantzt / bringt aber selten frucht.

Zeit.

   Der Feigenbaum schlecht langsam auß / nemlich erst nach dem Lentzen / nit lang vor der Sonnenwende / darumb mag er in unsern landen nit wol zeitige frucht bringen / wie vormals auch angezeygt.

Die natur und complexion.

   Der Feigenbaum ist warmer natur / und einer subtilen substantz. Die Feigen seind warm im ersten grad volkommenlich / oder im anfang des anndern grads / und trucken in der mitte des ersten.

Krafft und würckung.

   Die zeitigen / zarten / und frischen Feigen / seind dem magen schädlich. Machen den durchlauff / der sich doch bald selbs stellt. Sie bringen den schweyß / und machen das die kindßblatern unn flecken genent / bald heraußschlagen. Sie leschen den durst unnd die hitz. Die dürren Feigen neeren / wermen / bringen durst / behalten den leib offen. Schaden aber dem magen / in welchen die flüß von oben herab fallen. Seind der kelen / nieren unnd blasen gut unnd nützlich. Deßgleichen denen so nach langer kranckheyt bleych seind worden / denen auch so schwerlich athmen / die fallende sucht haben / unnd wassersüchtig seind. Mit Ispen gesotten unnd getruncken / reynigen sie die brust / heylen den langwirigen husten / unnd andere dergleichen gebresten der lungen. Mit Salpeter unnd Saffran gestossen unnd gessen / erweychen sie den bauch. Das wasser darinn die Feigen gesotten seind / gegurgelt / ist gut zu der rauhen kelen / unnd den geschwollnen mandeln. Feigen mit gersten meel vermengt unnd Foenograeco / darnach gesotten unn zerstossen übergelegt / verzere alle geschwulst / unn erweychen die herte. Mit Veielwurtz / salpeter und kalch vermischt / zerstossen und übergelegt / weychen sie auff die ohrmützel / und andere beulen. Gleiche krafft haben sie auch row / mit yetz gedachtem zusatz gebraucht. Mit wein / Wermut und gersten meel gekocht und übergeschlagen / seind sie gut den wassersüchtigen. Feigen zu pulver gebrent und mit wachs vermengt / ein pflaster darauß gemacht / heylen die erfrornen füß. Row Feigen mit senff vermischt und gestossen über die ohren gelegt / benemmen das saussen unnd klingen darinn. Der Feigensafft macht die milch zusamen lauffen / und teylts widerumb wann sie zusamen ist gelauffen / wie der essig. Er etzt auff dem leib / unnd eröffnet die ader. Diser safft eröffnet auch den stulgang. So man disen safft mit einem eyer totter vermischt und in die mutter thut / bringt er den frawen jhre zeit. So er mit Foenograeci meel und essig vermischt übergelegt würdt / bekompt er wol denen so das Podagra haben. Mit gersten maltz vermengt und übergelegt / heylet er die rauden / flechten / zittermal / masen / und andere ungestalt des angesichts / und des gantzen leibs. So einer von einem scorpion gestochen / oder von einem wütenden hund gebissen ist / heylt er dieselbigen / wann er in die wunden getreüfft würt. Er heylet und lindert das zanwee / so man ein baumwoll darinn tunckt / unnd inn den holen zan thut. Er vertreibt die wartzen / wann man jhn mit schmaltz vermischt / und zu ringßumbher darmit das fleysch bestreicht. Die grünen Feigen gessen / reynigen unnd seubern / darumb treiben sie den sand oder grieß auß den nieren. Die dürren Feigen machen khein gut geblut / darumb werden die lausig / so derselbigen stäts und vil essen. Die Feigen bletter zerstossen unnd übergelegt / verzeren die kröpff / erweychen und zerteylen auch alle andere geschwulst. Die Feigen haben ein sondere krafft wider das gifft / wann sie täglich nüchter werden gebraucht und jngenommen / in sonderheyt mit zuthun der Welschen nuß. Die äsch von dem Feigenbaum gibt ein gute laug / welche heylt allerley böse geschwär / so man einen schwammen darinn tunckt / unnd auf die geschwär legt. Mit wachß unnd rosenöl vermengt / ein pflaster darauß gemacht und übergelegt / heylet den brand. In wasser getruncken ist sie treffenlich gut denen so hoch gefallen und gebrochen seind. Zerteylt das undergerunnen blut.

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