Weyssen
( CCCLXIX )
Abbildung: Seite 646
Deutsch: Weizen, Saat-
English: Wheat, common
Francais: froment
Latein: Triticum aestivum ssp. vulgare
Welscher Weyssen
( CCCLXX )
Abbildung: Seite 647
Deutsch: Weizen, Rauh-
English: Wheat, rivet
English: Wheat, cone
Francais: froment renflé
Latein: Triticum turgidum
Namen.
W
Eytzen würt in Griechischer zungen Pyros geheyssen / in Lateinischer Triticum / welcher name ist inn den Apotecken bliben. Warumb es aber in Lateinischer spraach sey allso genent worden / findstu in unserm Lateinischen kreüterbuch angezogen.
Geschlecht.
Des Weytzens seind dreyerley geschlecht. Das erst würdt in Lateinischer sprach Robus / unn auff Teütsch schlechtlich Weytzen genent. Das ander heyst in Lateinischer spraach Trimestre / darumb das an etlichen orten im dritten monat auffwachsen mag / und zeitig werden. Sölches kan aber in unsern landen nit geschehen / dann im Mertzen würdt er gesäet / unn erst im fünfften monat / welcher Julius / das ist /
Hewmonat genent würdt / gesamlet. Zu Teütsch heyßt es Amelkorn / on zweifel auß keiner andern ursach / dann das man das krafftmeel / Amylum genent / darauß macht. Das dritt geschlecht mit den langen rauhen spitzlin / nent man
welschen Weytzen / und Weytzenkolb.
Gestalt.
Das erst geschlecht gewindt einen halm der ist höher dann der Gersten. Ein yeder halm aber gewindt drey knöpff / und ein yeder knopff ist mit einem schmalen rhorechten gräßlin bekleydet und angethon / also das die holen helm / durch die graßechte bletter herfür
schlieffen. Die ähern seind weit von den blettern abgesündert / und mit vilen körnern / ettlich mit sechtzig / sibentzig / mehr oder minder / on ordnung und zeilen besetzt und außgefüllt. Das ander geschlecht / nemlich das Amelkorn / ist mit helm / knöpff / und körnern dem ersten und gemeinen Weytzen gleich / außgenommen die ähern / welche vil langer spitzlin haben / wie die Gersten / und ordenlich mit zweyen zeilen besetzt. Die körner in verschlossenen heüßlin / als der Dinckel verborgen. Der
welsch Weytzen ist mit den helmen den vorigen gleich / hat aber vier knöpff oder
gleych. Die ähern seind vil reuher dann des ersten / auch etwas getrungener und runder dann die andern.
Statt irer wachsung.
Das erst und ander geschlecht wechßt schier allenthalben / aber das dritt im Elsas und umb Tübingen auff vilen äckern dahin es gesäet würt.
Zeit.
Das erst ist ein winter frucht / darumb das derselbig Weytz vor dem winter gesäet würt / auch den winter frost nach der keymung wol leiden kan. Blüet im
Brachmonat umb Sant
Johans des Teüffers tag / wie auch die andern zwey geschlecht / werden aber im
Hewmonat jngesamlet.
Die natur und complexion.
Weytzen als ein artzney gebraucht / und außwendig übergelegt / ist warm im ersten grad / doch mag er weder feüchten noch trücknen offenbarlich. Das krafftmeel so auß dem Weytzen gemacht würdt / ist etwas kellter und trückner dann der Weytzen an jhm selbs.
Krafft und würckung.
Weytzen / so er volkommen ist und zeitig / gibt das schönest / edlest / krefftigst / und wolschmeckenst brodt. Wann er aber noch gar
row unn unzeitig ist / und in der speiß gebraucht würdt / macht ehr würm im bauch wachsen. Weytzen im mund
gekewet und übergestrichen / heylet die bissz der hund. Weytzen meel mit Bilsen safft vermischt unnd übergeschlagen / ist gut zu den flüssen des geäders
oder der nerven. Mit
Oxymelite in der Apotecken geheyssen vermengt und angestrichen / vertreibt er die
roßmucken under dem angesicht. Weytzen kleien in
rässem essig
gesotten und also warm übergelegt / nemen hinweg die
rauden unn allerley unsauberkeyt des leibs. Sie seind auch diser gestalt gebraucht gut zu den beulen so noch im anfang seind. Mit Rauten vermischt
gesotten und übergelegt / legen sie nider die geschwolnen brüst. So man mit gemelltem wasser die bissz der schlangen wäscht / heylt es dieselbigen. Der
hefel von Weytzen ist einer warmen außziehenden krafft. Mit saltz vermischt / thut er auff / und
zeitiget allerley geschwär. Das Weytzen meel in hönig / oder in wasser und öl
gesotten / verzert alle beulen. Das brodt mit hönig gekocht oder
row übergelegt / miltert
die gedachten beulen. Das brodt so nun alt ist unn hert worden / stellt den
bauchfluß / so es gessen würdt. Das frisch brodt in wasser und saltz
gebeytzt / vertreibt die flechten und
zittermäler. Das Krafftmeel gekocht und ein brey darauß gemacht / und gessen / ist nützlich denen so blut speien. Weytzen kleien mit hönig und essig
gesotten / unn dasselbig wasser gegurgelt / heylt die geschwulst der mandeln. Sextus Pompeius ein Fürst in Hispanien hatt das
Podagra mit Weytzen geheylt diser gestalt : Er ist biß über die
knüe im Weytzen gesessen / der hat die füß dermassen außgetrücknet / das er seines schmertzen ist wunderbarlicher weiß entlediget worden. Die spreuwer von dem Weytzen in wasser
gesotten und übergeschlagen / seind gut zu den brüchen.
Geyßblatt (250)
Samkraut (252)