Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Bibinell. Cap. CCXXXII.

 

Abbildung Groß Bibinell
Groß Bibinell ( CCCXLV )
Abbildung: Seite 605

Deutsch: Bibernelle, große
English: Saxifrage, greater Burnet
Francais: grand boucage
Latein: Pimpinella major
 

Abbildung Klein Bibinell
Klein Bibinell ( CCCXLVI )
Abbildung: Seite 606

Deutsch: Bibernelle, kleine ?
English: Saxifrage, Burnet
Francais: boucage
Latein: Pimpinella saxifraga ?

Namen.

B
Ibinell oder Bibernell würdt in den Apotecken Pimpinella genent. Von ettlichen zu unsern zeiten Lateinisch Pampinula und Bipennula. Wie sie aber bey den allten / unnd den Griechen geheyssen sey worden / unnd ob sie dieselbigen auch erkant haben / kan ich diser zeit nit eygentlich wissen.

Geschlecht.

   Der Bibinell seind fürnemlich zweyerley geschlecht / groß und klein. Die groß hat jhren namen von den blettern / die do grösser seind dann der andern / welche die kleiner genent würdt. Beyderley underscheyd wöllen wir in der beschreibung jhrer gestalt klärlich anzeygen.

Gestalt.

   Die groß Bibinell hat einen holen / ecketen / langen stengel. Die bletter seind schwartzgrün / tieff unnd vilfeltig zerschnitten. Am gipffel der stengel bringt sie ein schön weißblüende kron. Der zeitig same / so nach abfallung der blumen wechßt / ist dem Peterlin samen gleich / doch hitziger und scherpffer auff der zungen. Die wurtzel ist lang / außwendig schwartz. Die klein Bibinell hat einen braunen stengel / in sonderheyt so sie zu jhrer volkommenheyt kompt. Seine bletter seind seer klein zerkerfft / unn zu ringßumbher wie ein säglin zerschnitten. Die blumen seind weiß / der same ein wenig breyter dann des Peterlins. Die wurtzel lang / außwendig geel / inwendig aber weiß / und seer scharpff auff der zungen.

Statt irer wachsung.

   Das groß geschlecht der Bibinell wechßt auff dürren wisen. Das klein an den rauhen bergen / und in den finstern wälden.

Zeit.

   Beyderley geschlecht der Bibinell blüen fast den gantzen summer / biß in den Herbst hinein.

Die natur und complexion.

   Die Bibinell ist on zweifel warm und trucken biß in den dritten grad / dann sie am geschmack / wie oben angezeygt / seer scharpff und räß ist.

Krafft und würckung.

   Der safft von dem kraut der Bibinell / das angesicht damit gewäschen / vertreibt die mäler und flecken desselbigen. Er macht aber nit allein ein lauter und klar angesicht / sonder auch so er in die wunden gegossen würdt die do unreyn seind / reyniget er dieselbigen. Sölche krafft hatt auch das zerstossen kraut darauff gebunden. Das kraut in wein gesotten unn getruncken / bricht den stein in der blasen / und treibt den harn. Es ist auch gut wider allerley gifft getruncken / in sonnderheyt aber denen so von den natern gebissen seind. Die wurtzel ist treffenlich gut zu der zeit der Pestilentz gebraucht / dann sie widerstrebt dem bösen lufft / und bewart vor diser grausamen plaag / auch so sie nur im mund gehalten würdt. Das außgebrennt wasser von diesem kraut in die augen gethon / macht ein klar gesicht.

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