Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

Engelsüeß (224) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Eisenkraut (226)
 

Von weissem Andorn. Cap. CCXXV.

 

Abbildung Weiß Andorn
Weiß Andorn ( CCCXXXV )
Abbildung: Seite 588

Deutsch: Andorn, gewöhnlicher
English: Horehound, white
Francais: marrube blanc
Latein: Marrubium vulgare

Namen.

W
Eisser Andorn würt von ettlichen genent Marobel und Gotsvergeß. Auff Griechisch Prasion / zu Latein Marrubium / inn den Apotecken Prassium. Ettliche der Teütschen heyssen sölch kraut Andorn das weible.

Gestalt.

   Andorn ist ein gesteud mit vilen ästen die vonn einer wurtzel entspringen. Seine stengel seind vierecket / weiß unnd harig. Die bletter etwas rund / schier der gestalt nach dem daumenfinger gleich / bleychgrün / harig / runtzlecht / unnd am geschmack bitter. Die blumen weiß / in stachelechten heüßlin ringßumb den stengel / ein gesetz über dem andern / der gestalt nach einem Enspin änlich. Nach abfallung der blumen findt man runden unnd rauhen samen in disen heüßlin. Die wurtzel ist schwartz / mit vilen angehenckten zaseln.

Statt seiner wachsung.

   Weisser Andorn wechßt gern auff ungebawten orten neben den mauren / zeünen und allten hofstetten.

Zeit.

   Marobel blüet im Hewmonat / zu welcher zeit auch der sam gefunden würt.

Die natur und complexion.

   Weisser Andorn ist warm im andern grad volkommenlich / unnd trucken im dritten.

Die krafft und würckung.

   Die bletter von weissem Andorn mit dem samen in wasser gesotten und getruncken ist gut denen so schwerlich athmen / den husten unn die schwindsucht haben. Deßgleichen thut auch der safft auß den grünen blettern getruckt / mit hönig vermischt und als ein latwerg jngenommen. Mit dürrer Veielwurtz vermischt / treiben sie auß die grobe feüchte so sich umb die brust gesamlet haben. Die bletter in wein gesotten und getruncken / eröffnen die verstopffte leber und miltz. Bringen den frawen jr kranckheyt / und treiben auß das nachbürdlin. Sie seind gut den frawen so schwerlich geberen / denen so von den natern gebissen seind / oder gifft getruncken haben. Doch schaden sie der verwundten blasen unnd den nieren. Gleiche würckung hat auch der safft von den blettern. Die bletter mit hönig übergelegt / reynigen die alten und unreynen schäden / die geschwär der negel / unn verhüten das die geschwär nit umb sich fressen. Sie lindern die schmertzen der seiten übergelegt. Der safft mit hönig angestrichen / macht klare augen. In die ohren gethon / legt er den schmertzen derselbigen. Die bletter mit dem samen und hennen schmaltz vermischt / unnd übergelegt / verzeren die kröpff. Gedachte bletter gedörrt und mit essig vermischt / seubern und heylen die flecht. In summa / weisser Andorn seubert / reyniget und verzert.

nach oben

Engelsüeß (224) vorheriges Kapitel Inhaltsverzeichnis folgendes Kapitel Eisenkraut (226)