Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Nigellen. Cap. CXCII.

 

Abbildung Schwartz Kümmich
Schwartz Kümmich ( CCLXXXIIII )
Abbildung: Seite 505

Deutsch: Schwarzkümmel, echter
English: Coriander, Roman
English: Fennel flower
Francais: nigelle cultivée
Latein: Nigella sativa
 

Abbildung Schwartz Coriander
Schwartz Coriander ( CCLXXXV )
Abbildung: Seite 506

Deutsch: Schwarzkümmel, damaszener
Deutsch: Gretel im Busch
Deutsch: Jungfer im Grünen
English: Love-in-a-mist
English: Coriander, garden
Francais: patte d'araignée
Francais: barbeau
Latein: Nigella damascena
 

Abbildung Wilder schwartzer Coriander
Wilder schwartzer Coriander ( CCLXXXVI )
Abbildung: Seite 507

Deutsch: Schwarzkümmel, Acker-
English: Coriander, wild
Francais: nigelle des champs
Latein: Nigella arvensis

Namen.

D
Ie Nigellen werden bey den Griechen Melanthia / zu Latein Papavera nigra / Nigellae und Gith genent. Der namen Nigella ist in den Apotecken bliben biß auff den heütigen tag. Gedachte namen alle hat diß kraut von seinem samen überkommen / der an der farb gantz kolschwartz ist.

Geschlecht.

   Der Nigellen seind zweyerley / zam unnd wild. Der zamen aber findt man auch dreyerley geschlecht. Die ersten zwey seind einander in allen dingen gleich / unn ist zwüschen jnen kein underscheyd dann allein in dem samen / der ist in einem schwartz / im andern geel. Darumb haben wir dise beyde under einem gemäl begriffen. Das erst mag bequemlich schwartz Kümmich genent werden. Das ander aber geeler Kümmich. Das dritt hat gantz schmale bletter wie der Fenchel / oder wie die bletter am öbersten des Corianders seind / ein hüpsch und lustig gewechß / das haben wir schwartzen Coriander geheyssen. Die wild Nigell würt von etlichen Sant Catharinen blum genent / darumb das sein blum einem rädlin gantz gleich ist. Mag auch wilder schwartzer Coriander genent werden.

Gestalt.

   Das erst unnd ander zam geschlecht der Nigellen hat blettlin die seind zerspalten wie Taubenkropff oder Erdtrauch / doch an der farb grüner. Der stengel ist zart mit vilen ästlin / der gewindt inn der höhe weißlechte blumen / ein yede mit fünff blettern. Darauß werden köpfflin mit fünff oder sechßfachen underscheyden / deren ein yedes oben auff ein klein spitzlin hat gestalt wie ein hörnlin. Inn einem yeden fach ist der schwartz oder geel samen ordenlich auff einander gesetzt / der ist scharpff auff der zungen unnd reucht seer wol.
   Das dritt zam geschlecht ist / wie oben angezeyget / ein seer lustig gewechß / hat schöne grüne zarte stengel wie der Fenchel. Sein bletter seind schmeler dann an den ersten zweyen / dem Fenchel oder Dyllkraut nit unänlich. Gewindt in der höhe weißlecht blawferbig blumen / die haben auch fünff bletter / unn vergleichen sich einem rädlin / darauß werden auch köpfflin / doch vil grösser dann an den vorigen zweyen / mit sechßfachen underscheyden. In eim yeden fach ist der samen ordenlich auff einander gesetzt / wie in den vorgenenten zweyen. Das wild geschlecht hat einen ecketen stengel / der ist etwan zweyer spannen hoch. Seine blettlin seind dem vordrigen dritten zamen geschlecht gantz gleich / spitzig unn zerspallten / äschenfarb grün. Die blumen daran seind dem vorgenenten etwas gleich / doch von farben nit so gar blaw. Das köpfflin an disem gewechß ist oben außgespitzt mit fünff hörnlin / wie der Agleyen köpfflin / und so vil fachen oder schöttlin / in welchen der same verschlossen / der reucht auch lieblich.

Statt irer wachsung.

   Die zamen Nigellen muß man in gärten pflantzen / kommen sonst von jnen selber in unserm Teütschen land nit. Das wild wechßt ungepflantzt von jm selbs in den früchten / als Rocken / Weytzen / Spelten unn Gersten. Doch würt es nit allenthalben funden / aber umb Rotenburg am Necker wechßt es überflüssig.

Zeit.

   Die zamen blüen im Brachmonat unn Hewmonat / wie auch das wild. Der sam würt aber im Hewmonat und Augstmonat zeitig.

Die natur und complexion.

   Beyde geschlecht zam und wild Nigellen seind warm und trucken im dritten grad.

Die krafft und würckung.

   Der same von den Nigellen gestossen mit blaw Lilgen öl und an die stirn gestrichen / lindert den weetagen des haupts. In die nasen gethon / ist er nützlich dem starn der newlich hat angefangen. Mit essig angestrichen heylet er die zitter / roßmucken und flechten / verzert die geschwulst / unn allerley herte. So einer die hüneraugen zu ringßumbher schneidt / unnd disen samen in altem wein gebeytzt darauff legt / zeücht er sie herauß. In wasser unn essig gesotten und in dem mund gehalten / legt er den schmertzen der zän. In wasser gesotten unn umb den nabel gestrichen / treibt er die würm auß dem leib. Zerstossen unnd in ein seiden oder leine tüchlin gebunden und daran gerochen / heylet er die schnupffen. So diser same in wein gesotten vil tag an einander getruncken würdt / bringt er den frawen jre zeit / treibt den harn / und mehret die milch. Ist auch gut diser gestalt getruncken / denen so den athemb schwärlich ziehen. Er ist gut auff ein quintlin schwär in wasser getruncken / wider allerley vergiffte thier. So man anzündt / vertreibt der rauch darvon die schlangen. Doch soll man des samens nit zu vil brauchen / er ist sonst schedlich. Vertreibt seer die bläst so sich im leib gesamlet haben. Der sam gekewt / heylt die geschwär im mund. Der rauch darvon vertreibt die flöh unnd mucken.

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