Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Kesten. Cap. CXLI.

 

Abbildung Kesten
Kesten ( CCXII )
Abbildung: Seite 386

Deutsch: Kastanie, Ess-
Deutsch: Marone
Deutsch: Edelkastanie
English: Chestnut, European
English: Chestnut, Spanish
English: Chestnut, sweet
Francais: châtaignier
Francais: maronnier
Latein: Castanea sativa

Namen.

K
Esten haben die alten Griechen Dios balanos / die Lateinischen Jovis glandes / Sardianas glandes / unnd Castaneas genent. Ursach diser namen allen findt man in meinem Lateinischen kreübuch angezeygt.

Gestalt.

   Der Kestenbaum ist dem welschen Nußbaum nit seer ungleich / doch ist sein blatt zu ringßumbher zersägt oder zerkerfft / runtzlecht und rauch. Die frucht dises baums ist gantz vest und kirnig / an der einen seiten glatt und schlecht / an der andern etwas erhöcht und rund. Sie ist auch mit dreyerley schelfen bedeckt / die erst ist gantz dünn / rotlecht und bitter / die ander gantz zäch und braun / die dritte und eüsserst gantz rauch wie ein Ygel.

Statt seiner wachsung.

   Der Kestenbaum wechst gern an schattechten und gegen Mitternacht gelegnen orten / es sey berg oder tal.

Zeit.

   Der Kestenbaum grünt im früling / und bringt sein frucht gar spat.

Die natur und complexion.

   Die Kesten ziehen zusamen / und haben gleiche natur mit den Eycheln / daher sie auch des Jovis Eycheln genent seind worden. Seind warm und trucken im ersten grad.

Die krafft und würckung.

   Kesten seind under allen Eycheln die besten / unnd under allen andern wilden früchte geben sie dem leib ein merckliche narung. Der inner kern der Kesten ist denen gut so die Zeitlosen getruncken oder gessen haben. Die Kesten stellen den bauchfluß. Seind gut denen so blut speien. Kesten in der äschen / oder in einem hafen trucken grbraten / unnd mit hönig nüchter jngenommen / seind nützlich denen so husten haben. Kesten mit jhren schelfen in wasser gesotten / unnd alßdann dasselbig getruncken / ist gut denen so blut speien / die roten rhur unnd bauchfluß haben. Die inner schelfe ob dem kernen allein gesotten unnd getruncken / stellt über die massen seer den bauchfluß / also das sie auch widersteet der würckung ettlicher purgation die zuvil treiben und würcken. Doch Kersten machen weetagen des haupts / bringen mit sich vil bläst / seind hartdewig so mans row braucht. Wann mans aber bratet / so werden sie vil bequemlicher zu brauchen / und schaden weniger. Gebraten Kersten zerstossen / mit hönig unnd saltz übergelegt / seind nützlich denen so von eim wütenden hund gebissen seind. Mit gersten meel und essig übergelegt / zerteylen sie die herte der brüsten.

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