Quendel
( CXXXIX )
Abbildung: Seite 266
Deutsch: Thymian, gemeiner
English: Thyme, larger wild
Francais: serpolet
Latein: Thymus pulegioides
Namen.
Q
Uendel würt mit andern namen genennet Künlin / und Hünerköl / auff Griechisch und Lateinisch Serpyllum / darumb das er hin und wider auff der erden kreücht / wie wir nach der leng im Latein haben angezeygt.
Geschlecht.
Des Quendels seind zweyerley geschlecht / wie
Dioscorides meldet. Einer zam / der ander wild. Den zamen haben wir nit künden bekommen / darumb ist hie allein die form unnd gestalt des wilden abgemalet. Des wilden seind aber auch zwey geschlecht. Einer hat
purpurbraun mit weiß vermischt blumen / der ander gantz schneeweiß. Sonst seind sie einander änlich.
Gestalt.
Der zam Quendel ist dem Wolgemut gleich / fürnemlich mit den ästen und blettern / doch ettwas weisser. Am geschmack ist er dem Maieron nit ungleich / kreücht auff der erden / unn richt sich nit auff. Der wild Quendel kreücht nit auff der erden / sonder steigt übersich mit seinen kleinen zarten holtzechten ästlin und zweiglin / hat bletter fast wie die Raute / doch schmeler. Die blumen seind
purpurbraun / oder schneeweiß / am geschmack scharpff / eines lieblichen geruchs. Die wurtzel ist lang / mit vilen
zaseln.
Statt irer wachsung.
Der zam Quendel würt in gärten gepflantzt / unnd wechst gern an dürren orten do die sonne wol hin mag kommen. Der wild und
gemein Quendel wechst auff den felsen /
büheln / bergen / dürren awen und wisen fast allenthalben. Aber
der weiß / den ich umb Tübingen im Bebenhaußner tal ein mal gefunden hab / wechst nit an allen orten.
Zeit.
Der zam blüet fürnemlich im
Brachmonat unn
Hewmonat. Der wild aber vom Meyen an den gantzen summer auß.
Die natur und complexion.
Der Quendel ist seer heysser natur / welches sein geschmack / der do scharpff ist / klärlich anzeygt.
Die krafft und würckung.
Der wild Quendel ist mehr hitzig dann der zam / und zu der artzney besser unn gebreüchlicher. In wein
gesotten und getruncken / bringt er den frawen jre zeit /
und treibt den harn. Stillt das grimmen / heylet also genützt innerliche brüch / und entzündung der leber. Quendel in wein
gesotten und getruncken / deßgleichen übergeschlagen / ist gut für das gifft der würm und schlangen. Quendel in wasser
gesotten und getruncken / oder übergelegt / stillt das haubtwee. In essig
gebeytzt oder geweycht / darnach
gesotten / und mit rosen öl vermischt / über die stirn gelegt / benimpt die wütende haubtsucht /
Phrenitim genent. Quendel eins
quintlin schwer mit essig getruncken / stellet das blutspeien. Der
rauch von gebrentem Quendel veriagt allerley gifftige thier. Unnd daher haben die allten / wie man im
Virgilio liset / Quendel den
schnittern zu essen mit andern speisen geben / darmit sie vor sölchen gifftigen thiern sicher weren.
Salbey (092)
Fench (094)