Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Quendel. Cap. XCIII.

 

Abbildung Quendel
Quendel ( CXXXIX )
Abbildung: Seite 266

Deutsch: Thymian, gemeiner
English: Thyme, larger wild
Francais: serpolet
Latein: Thymus pulegioides

Namen.

Q
Uendel würt mit andern namen genennet Künlin / und Hünerköl / auff Griechisch und Lateinisch Serpyllum / darumb das er hin und wider auff der erden kreücht / wie wir nach der leng im Latein haben angezeygt.

Geschlecht.

   Des Quendels seind zweyerley geschlecht / wie Dioscorides meldet. Einer zam / der ander wild. Den zamen haben wir nit künden bekommen / darumb ist hie allein die form unnd gestalt des wilden abgemalet. Des wilden seind aber auch zwey geschlecht. Einer hat purpurbraun mit weiß vermischt blumen / der ander gantz schneeweiß. Sonst seind sie einander änlich.

Gestalt.

   Der zam Quendel ist dem Wolgemut gleich / fürnemlich mit den ästen und blettern / doch ettwas weisser. Am geschmack ist er dem Maieron nit ungleich / kreücht auff der erden / unn richt sich nit auff. Der wild Quendel kreücht nit auff der erden / sonder steigt übersich mit seinen kleinen zarten holtzechten ästlin und zweiglin / hat bletter fast wie die Raute / doch schmeler. Die blumen seind purpurbraun / oder schneeweiß / am geschmack scharpff / eines lieblichen geruchs. Die wurtzel ist lang / mit vilen zaseln.

Statt irer wachsung.

   Der zam Quendel würt in gärten gepflantzt / unnd wechst gern an dürren orten do die sonne wol hin mag kommen. Der wild und gemein Quendel wechst auff den felsen / büheln / bergen / dürren awen und wisen fast allenthalben. Aber der weiß / den ich umb Tübingen im Bebenhaußner tal ein mal gefunden hab / wechst nit an allen orten.

Zeit.

   Der zam blüet fürnemlich im Brachmonat unn Hewmonat. Der wild aber vom Meyen an den gantzen summer auß.

Die natur und complexion.

   Der Quendel ist seer heysser natur / welches sein geschmack / der do scharpff ist / klärlich anzeygt.

Die krafft und würckung.

   Der wild Quendel ist mehr hitzig dann der zam / und zu der artzney besser unn gebreüchlicher. In wein gesotten und getruncken / bringt er den frawen jre zeit / und treibt den harn. Stillt das grimmen / heylet also genützt innerliche brüch / und entzündung der leber. Quendel in wein gesotten und getruncken / deßgleichen übergeschlagen / ist gut für das gifft der würm und schlangen. Quendel in wasser gesotten und getruncken / oder übergelegt / stillt das haubtwee. In essig gebeytzt oder geweycht / darnach gesotten / und mit rosen öl vermischt / über die stirn gelegt / benimpt die wütende haubtsucht / Phrenitim genent. Quendel eins quintlin schwer mit essig getruncken / stellet das blutspeien. Der rauch von gebrentem Quendel veriagt allerley gifftige thier. Unnd daher haben die allten / wie man im Virgilio liset / Quendel den schnittern zu essen mit andern speisen geben / darmit sie vor sölchen gifftigen thiern sicher weren.

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