Meyenblümle
( CXXXIII )
Abbildung: Seite 255
Deutsch: Maiglöckchen
English: Lily-of-the-Valley
Francais: muguet (de mai)
Francais: lis de vallées
Latein: Convallaria majalis
Namen.
D
Ie Meyenblümlin werden auff Griechisch Ephemeron / Lateinisch aber Iris sylvestris / und zu unsern zeiten Lilium Convalliu geheyssen / nit mit eim ungereimpten name / dieweil es meins erachtens das ander geschlecht der Gilgen ist bey dem
Theophrasto / so im früling blüet. Ursach aller diser namen haben wir nach der leng im Latein angezeygt.
Gestalt.
Meyenblümlin haben zwey grüne bletter neben einander die seind der weissen Gilgen blettern änlich / doch vil zärter / zwüschen welchen dringt herauß ein glatter stengel mit fünff oder sechß / etwan auch mehr / runden weissen knöpfflin
als Erbsen / die thun sich auff / unn werden zu schönen schneeweissen holen blümlin / anzusehen wie ein rundes
Cymbal glöcklin / zu ringßumbher schartecht wie ein säge. In einem yeden glöcklin ist ein purpurfarbs flecklin. Dise blümlin riechen über die maß wol / seind aber am geschmack bitter. So die blümlin verdorren und abfallen / werden darauß schöne beerlin / den roten Corallen / oder der frucht der
Spargen gleich / die seind gar weych. Die wurtzel ist ettwas lang / unnd zasecht / flicht sich hin und wider / zeücht zusamen / unnd hat einen guten geruch.
Statt seiner wachsung.
Meyenblümlin haben jhre wonung in wälden und schattechten orten.
Zeit.
Im Meyen bringt diß kraut seine liebliche wolriechende blümlin / und vergeen schnell widerumb unn dorren ab. Darnach gegen dem
Hewmonat bringt es sein frucht / die roten beerlin / wie oben angezeygt.
Die natur und complexion.
Diß kraut hat ein zusamen vermischte complexion / nemlich es treibt hindersich / dieweil die wurtzel zusamen zeücht / zerteylt auch vonn wegen der blumen unn bletter / die do bitter seind / wie man auß seiner würckung wol abnemen kan.
Die krafft und würckung.
Die wurtzel
gesotten / und das wasser darvon im mund gehalten / vertreibt das zanwee. Die bletter in wein
gesotten unnd übergelegt / zerteylen die geschwulst darinn sich das eyter noch nit gesamlet hat. Der safft auß den blumen ist krefftig zu stercken das hertz / hirn und leber. Unnd vil mehr das gantz kraut mit blettern / blumen / und wurtzel
gesotten / und getruncken. Sol in sonderheyt gebraucht werden in der onmacht / dem schwindel / unnd der fallenden sucht. Man sagt auch das es dem außsatz were / so mans in der erste täglich braucht. Der safft ist auch fürtreffenlich gut zu den augen / dann er macht sie
lauter / und vertreibt die dunckelheyt derselbigen.
Zäpfflinkraut (087)
Alantwurtz (089)