Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Graß. Cap. XLVIII.

 

Abbildung Graß
Graß ( LXXIIII )
Abbildung: Seite 159

Deutsch: Sternmiere, große
English: Flower, satin
English: Stitchwort, greater
Francais: langue d'oiseau
Latein: Stellaria holostea

Namen.

G
Raß würt von den Griechischen Agrostis / zu Latein Gramen genent.

Geschlecht.

   Es seind mancherley geschlecht der Graß / auß welchen auch eins ist diß gegenwertig / wie wir hernach wöllen anzeygen.

Gestalt.

   Das Graß kreücht auff der erden mit seinen stengeln oder ästlin / di do vil gewerb oder knoden haben / unnd auß denselbigen kommen die süssen und knodechten wurtzeln. Die bletter seind außgespitzt / hert / unnd ein wenig breyt / wie der kleinen ror. Also beschreibt das graß der Dioscorides. Aber auß disen worten ist leichtlich abzenemen / das diß kraut welchs bildung unn contrafactur wir hie darstellen / auch ein geschlecht des Graß sey / dann es hat seine runden stengelin unn ästlin / mit jren gewerblin gleychßweit von einander gesetzt / die auff der erden kriechen. Die kleine würtzelin seind dünn und süß. Die bletter / deren zwey allwegen auff den seiten bey den gewerblen gegen einander gesetzt / seind außgespitzt / hert / und etwas breyt. Seine blumen seind weiß / gleich wie das Graß hat so auff dem berg Parnaso wechst / gestirnt / zu ringßumbher mit fünff bletlin gezieret / die in der mitte ein außgeschnitten kerflin haben. So sie abfallen / wechst ein runds knöpfflin hernach / den bollen an dem Flachß nit ungleich / das ist voller kleins samens.

Statt seiner wachsung.

   Diß Graß darvon wir hie handlen / wechst gern an den schattechten orten / unnd in den hecken.

Zeit.

   Im end des Aprilles / so bringt es seine schöne weisse blumen.

Die natur und complexion.

   Die wurtzel der Graß ist zimlich kalt und trucken . Das kraut aber ist im ersten grad kalt / und in dem trucknen unnd feüchten gantz mittelmässig. Der same ist etwas schwach / doch trücknet er auß.

Die krafft und würckung.

   Die wurtzel und kraut des Graß grün zerstossen und übergelegt / heylet die wunden. Dise wurtzel in wein gesotten und getruncken / stillet nit allein das bauchwee / sonder treibt auch den harn / und zermalet den stein. Der sam treibt auch den harn / unn trücknet auß den bauchfluß. Er ist auch nützlich zu dem biß der gifftigen thiern.

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