Leonhart Fuchs Werner Waimann

Leonhart Fuchs: Das Kräuterbuch von 1543

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Von Amarant. Cap. XXXIIII.

 

Abbildung Rheinblumen
Rheinblumen ( LIII )
Abbildung: Seite 124

Deutsch: Strohblume, Sand-
English: Weed, yellow chaste
English: Daisy, yellow everlasting
English: Live-ever
Francais: gnaphale des sables
Latein: Helichrysum arenarium
 

Abbildung Samatblum
Samatblum ( LIIII )
Abbildung: Seite 125

Deutsch: Kugelamarant, gewöhnlicher
English: Amaranth, globe
Francais: amaranthine globuleuse
Latein: Gomphrena globosa

Namen.

D
Ise kreüter hab ich Amarant vonn dem Griechischen namen her genent / darumb das jhre blümlin nit verwelcken wie der andern kreüttern / dann auch mitten im winter mag man sölche blumen zu den kräntzen brauchen.

Geschlecht.

   Der Amaranten seind zweyerley geschlecht. Das erst hat schön goldtgeele blumen / würdt auff Teütsch geheyssen Rheinblum / darumb das es umb den Rheinstrom zwüschen Speyer und Wormbs gern wechst. Von ettlichen aber Mottenblum / darumb das die schaben und motten dem gewandt nit schaden / so die blumen darbey ligen. Es seind auch ettlich die heyssens Jünglin. In den Apotecken würdt es Stichas citrina genent. Das ander geschlecht hat schön schwartzbraun blumen dem sammet gleich / daher nent manß Sammetblum / Tausent schön / Flor amor / von dem Lateinischen namen / dann es Flos amoris geheyssen würdt.

Gestalt.

   Rheinblum hat zarte stengel unn ästlin / lange unn schmale bletter / wie Jspen / am geschmack bitter / und weiß wie Stabwurtz das weiblin. Ein yedes rundes äschenfarbs stenglin tregt im gipffel goldgeele runde knöpffechte blümlin / welche nimmer verwelcken sonder alzeit jhre farb behalten. Die wurtzel ist kurtz / dünn / unn schwartz. Samatblum aber hat runde braunfarbe stengel / mit nebenzincken unnd ästen oben aussen besetzt / bletter wie das groß Basilickraut / doch grösser und lenger. Am obersten des stengels stehn die schwartzbraune unn zusamen getrungen blumen als ein äher / die bringen in der blust jren schwartzen / glatten / unnd glitzenden kleinen samen in kleinen heüßlin jngeschlossen. Diß gantz kraut wiewol es lustig ist an zusehen / doch hat es gar keinen geschmack.

Statt irer wachsung.

   Rheinblumen wechst gern auff rauhen / trucknen / sandigen orten / unn dürren heyden / bey den wassern gelegen. Floramor aber würdt in den gärten und scherben gepflantzt.

Zeit.

   Rheinblum blüet im Brachmonat unnd Hewmonat. Floramor aber im sommer / fürnemlich aber im Augstmonat.

Die natur und complexion.

   Die Rhein oder Mottenblum ist on zweifel warmer unnd truckner natur / das kan man abnemen an dem geschmack / der da bitter ist. Floramor oder Sammetblum trücknet auß / unnd wie die neüwen kreütler vermeynen / so kület es auch.

Die krafft und würckung.

   Rheinblumen in wein gesotten und getruncken seind gut denen so schwärlich harnen / von den schlangen gebissen seind / dem hüfftwee / und denen so gebrochen seind. Sie bringen auch den frawen jr blödigkeyt / zertreiben das knollecht unnd zusamen gerunnen blut im bauch / und in der blasen / so sie mit honig unn essig vermischt getruncken werden. So sie auf anderhalb quintlin schwer mit geringem weissen wein nüchter genossen werden / stellen sie die schnuppen. Dise blumen zu den kleydern gelegt / bewaren sie dieselbigen vor den schaben unn motten. Gedachte blumen in wein gesotten unnd getruncken / treiben auß die würm. So manß in der laug seüdt / so tödten sie die leüß. Sie verzeren auch unn zerteylen allerley herte. Seind gut zu dem brandt / mit honig übergelegt. Floramor / die weil es seer trücknet / wo es mit wein genommen würt / so stellet es den bauchfluß. Ist auch sonst nütz und gut zu allem das trücknens bedarff.

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