Weckholder
( XLIII )
Abbildung: Seite 106
Deutsch: Wacholder, gewöhnlicher
English: Juniper, common
Francais: genévrier
Latein: Juniperus communis
Namen.
W
Eckholder welchen ettlich Kramatstauden heyssen / würt von den Griechen Arceuthos / von den Lateinischen aber Juniperus genent. Seine frücht nennet man Kramatbeer / darumb das die
Kramatvögel dise beer gern essen.
Geschlecht.
Des Weckholders seind zweyerley geschlecht / groß unnd klein. Der groß scheüßt auff baums weiß / sein stamme ist hoch / die äste breyt / unnd die beer vil grösser dann an dem kleinern. Der klein ist nidertrechtig / sein äst ligen auff der erden / und hat kleinere beer.
Gestalt.
Beyde Weckholder seind allzeit grün / und haben schmale spitzige stechende scharpffe bletter. Sein stamme hat ein dünne rinden / die sich leichtlich zerreißt / das holtz ist leberfarb. Zu sommer zeiten so rinnet auß dem holtz ein hartz oder
gummi dem weyrauch gleich / welcher in den Apotecken Vernix genent würt. Sie bringen auch mit sich beer / die seind erstlich grün / darnach wann sie zeitigen / so werdens schwartz / bedörffen zweyer jar biß sie zeitig werden.
Statt irer wachsung.
Weckholder wachsen gern umb das meer / unnd auff den dürren bergen. Seind ein feldgewechß / das sich nit in der eben noch an den gebawten orten pflantzen laßt.
Zeit.
Weckholder beer sol man im Herbst samlen / doch nit ehr biß sie zweyer jar alt seind.
Die natur und complexion.
Der Weckholder ist warm unnd trucken im dritten grad. Aber seine beer seind warm im dritten grad / unnd trucken im ersten. Sein gummi ist im andern grad warm und trucken.
Die krafft und würckung.
Beide geschlecht der weckholder seind scharpff und
räß / treiben den harn. Der
rauch davon / veriagt die schlangen / und den vergifften lufft. Derhalben wo die pestilentz regiert / sol man stätz von weckholder holtz
rauch machen in allen gemachen darinnen man wonet. Die beer seind dem magen gut / dann sie krefftigen unnd stercken den selbigen. Sie vertreiben den husten / das bauchblehen / unnd allerley gifft. Weckholder beer reinigen unnd eröffnen die leber / und die nieren / dan sie zerteilen und machen dünn die grobe unn zähe feüchtigkeit.
Treiben zimlich den harn. Sie seind auch gut den weibern / denen die
muter übersich steigt / so mans zerstoßt unnd trinckt. Die rinden von dem Weckholder holtz zu äschen gebrent / und mit wasser angestrichen / vertreibt die
rauden. Weckholder hartz oder gummi mit dem weissen eines eyes an den schlaaff und stirn gestrichen / verstelt das bluten der nasen. So man das gummi mit weyrauch unn eyerklar vermengt auff den magen legt / so stellet es das würgen und speyen. Dergleichen stellet es auch den
bauchfluß. Zu pulver gestossen / unnd in einem lindgesotnem eye jngenomen / verstellet es auch das würgen / und die roten
rhur. Der
rauch vo disem gummi stellet die schnupffen. Es tödt die würm im leib / heylet unnd trücknet auß die unreinen fisteln / stellet der weiber kranckheyt. So einem die händ oder füß
zerschrunden seind / sol er sie mit disem gummi bestreichen / so heylen sie wider. Weckholder öl ist seer gut denen so den krampff haben / und das hüfftwee / dienet auch wol zu allerley kranckheyten / so von kalten flüssen entsteen.
Kunrath (025)
Sigmarßwurtz (027)